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Wirtschaft: Luxuskarossen auf Verfolgungsjagd

Auf dem Pariser Autosalon werden die neuen Konkurrenten der S-Klasse von Mercedes herausgeputzt

Paris (hz/HB). Der Wettstreit in der automobilen Oberklasse hat sich weiter verschärft. Wenige Monate nach der neuen 7er-Reihe von BMW schickt nun Jaguar die nächste XJ-Reihe und Volkswagen den neuen Audi A8 sowie den Luxus-Offroader Touareg ins Rennen um die zahlungskräftige Kundschaft. Der Druck auf den bisherigen Platzhirsch Mercedes wächst. Mit einer völlig renovierten S-Klasse wollen die Stuttgarter jedoch ihre Spitzenposition verteidigen.

Experten glauben allerdings, dass das Angebot bald die Nachfrage übersteigen könnte. Denn der Markt für Premiumfahrzeuge wächst nicht mehr unaufhörlich - und die Konjunkturschwäche zwingt viele Manager zu einer neuen Sparsamkeit bei der Wahl ihrer Geschäftswagen.

Mit Macht drängen jedoch immer mehr große Hersteller in das gewinnträchtige Segment. Volkswagen-Chef Bernd Pischetsrieder will mit dem neuen Audi-Flaggschiff A8, dem Luxusschlitten Phaeton sowie dem VW Touareg Terrain erobern. Mit den Modellen sieht er erhebliches Eroberungspotenzial: „Wir wollen in der Oberklasse eine wesentliche Rolle spielen", sagte Pischetsrieder dem Handelsblatt. 2004 möchten wir vom Phaeton, A8 und vom Touareg zusammen mindestens 100 000 Wagen im Topsegment verkaufen." Die bisherige Hierarchie unter den Autoherstellern sieht jedoch auch der VW-Chef noch nicht gefährdet: „Ich habe nicht den Ehrgeiz, jemanden zu überholen." Noch ist der Maßstab in der Oberklasse die Mercedes S-Klasse. Im vergangenen Jahr lag der Marktanteil von Mercedes mit der S-Klasse in Deutschland noch bei rund 55 Prozent, gefolgt von BMW mit 25 Prozent und Audi mit 17 Prozent. Doch die Konkurrenz ist den Stuttgartern auf den Fersen. Der neue 7er BMW überholte im Juni dieses Jahres schon die S-Klasse bei den Zulassungszahlen in Deutschland.

Und auch der Phaeton erzielte einen ersten Achtungserfolg: Im Branchenblatt „Auto Motor Sport" schnitt er im direkten Vergleich besser ab als die bisherige S-Klasse. Mit guten Testergebnissen allein verkauft man allerdings im Luxussegment noch keine Autos. Denn neben moderner Technik ist vor allem das Image der Marke in der prestigeträchtigen Oberklasse, die vor allem von Managern als Firmenwagen genutzt wird, ein wichtiger Kaufanreiz. Toyotas hochgelobte Premiummodelle der Marke Lexus konnten sich in Europa im Gegensatz zu den USA nie gegen die etablierten Anbieter durchsetzen. Die traditionsreiche Konkurrenz möchte natürlich, dass dies auch so bleibt - und setzt auf Modellpflege. So fährt die Ford-Tochter Jaguar auf dem Paris Autosalon mit einem neu überholten XJ-Flaggschiff vor, das im Frühjahr 2003 den ergrauten Vorgänger ablösen soll. Der deutlich größer gewordene Wagen soll in der Mercedes S-Klasse mithalten können.

Die Stuttgarter wollen trotz des verschärften Wettbewerbs die Führungsrolle in dem Segment verteidigen. Es spreche eigentlich nichts dagegen, dass die Mercedes S-Klasse nach ihrer Überarbeitung wieder auf einen Marktanteil von etwa 50 Prozent kommen werde, sagte Mercedes-Chef Jürgen Hubbert dem Handelsblatt. In diesem Jahr war die Nachfrage allerdings bis zum Sommer wegen des Modellwechsels eingebrochen. Doch nach Ansicht von Hubbert ist die Kundenloyalität in diesem Segment so hoch wie in keinem anderen. „Deshalb bin ich sehr optimistisch, dass wir unsere Position halten können." Analysten sind da skeptischer. Sie sehen das Mercedes-Flaggschiff künftig stärker unter Druck.

Denn auch der Markt zeigt erste Bremsspuren. Im laufenden Jahr wird die lange Zeit boomende Nachfrage für Premiumwagen nach einer Untersuchung des Instituts für Automobilwirtschaft nur stagnieren. Experten sagen bereits ein Überangebot in der Klasse voraus. Willi Diez, Leiter des Instituts für Automobilwirtschaft, sieht die deutschen Hersteller jedoch eher auf den Spitzenpositionen. Der Verdrängungswettbewerb werde vor allem US-Marken wie Cadillac und Lincoln sowie Jaguar mit dem S-Type treffen. Dass es in der Oberklasse nur Gewinner geben werde, glauben selbst die Hersteller nicht.

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