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Der Durchblicker. Bill Gates stand lange an der Spitze von Microsoft. Auch heute noch hat sein Wort Gewicht. Foto: AFP

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Wirtschaft: Machtkampf bei Microsoft

Der US-Konzern sucht einen Chef. Investoren würden bei der Gelegenheit auch gern Bill Gates loswerden.

Berlin - Soll Bill Gates gehen? Sollte er, finden eine Handvoll einflussreicher Investoren, die mit dem Kurs von Microsoft nicht einverstanden sind. Gates, der vor bald 40 Jahren zu den Gründern des heutigen Technologiekonzerns gehörte, ist zwar schon vor langem aus dem operativen Geschäft ausgestiegen. Als Chairman an der Spitze des Verwaltungsrates ist er aber so etwas wie die graue Eminenz, ohne dessen Zustimmung tiefgreifende Entscheidungen im US-Softwareunternehmen nicht getroffen werden können. Zum Beispiel die, wer den Konzern künftig führen soll.

Nachdem Unternehmenschef Steve Ballmer im August seinen Rückzug angekündigt hatte, berät nun ein Spezialgremium darüber, wer ihm nachfolgen könnte. An der Spitze: Bill Gates. Insidern zufolge, auf die sich die Nachrichtenagentur Reuters beruft, fürchten die rebellierenden Investoren, dass Gates stärkeren Veränderungen kritisch gegenübersteht und die Macht des neuen Chefs einschränken könnte. Bei den Investoren soll es sich um drei aus dem Kreis der 20 größten bei Microsoft handeln. Zusammen halten sie mehr als fünf Prozent der Anteile am Unternehmen.

Mit der Person des künftigen Firmenchefs verknüpft sich – so die Überlegung der Investoren – auch die künftige Strategie. In den 14 Jahren, in denen Ballmer den Konzern als Gates’ Nachfolger führte, hat sich der Kurs der Aktie nicht in dem Maße entwickelt, wie es sich die Anteilseigner vorstellen. Und das, obwohl sich der Jahresgewinn mit zuletzt rund 22 Milliarden Dollar durchaus sehen lassen konnte. Ein Grund dafür ist wohl die in den Augen vieler Beobachter fehlende Vision des Konzerns. Ballmer verpasste den Trend zu Smartphones, Tablets und anderen mobilen Geräten.

Die Geldbringer – das Betriebssystem Windows und die Bürosoftware Office – finden auf einem schrumpfenden PC-Markt schwerer Abnehmer. Im vergangenen Jahr kam dann der Kurswechsel vom Software- zum Komplettanbieter mit eigenen Geräten wie dem Tablet Surface. Die milliardenschwere Übernahme der Handysparte des angeschlagenen Pioniers Nokia, die demnächst vollzogen sein soll, untermauert den Strategiewechsel. Stephen Elop, lange bei Microsoft und seit zwei Jahren Nokia-Chef, gilt als einer der Favoriten für den vakanten Sessel in der Firmenzentrale in Redmond im US-Bundesstaat Washington. Ebenfalls im Rennen sind dem Vernehmen nach Microsoft-Manager Tony Bates und die frühere Nummer drei des Konzerns, Paul Maritz.

Eine interne oder quasiinterne Lösung wollen die Investoren verhindern. Sie sprechen sich für Alan Mulally aus. Der derzeitige Ford-Chef hat sich bei der erfolgreichen Neuausrichtung des einst maroden US-Autokonzerns einen Namen gemacht. Von ihm erwarten sie einen schnelleren und weitreichenderen Umbau als von den übrigen Kandidaten – und damit eine bessere Rendite. Bislang gibt es keine Anzeichen, dass Microsoft Gates entmachten könnte. Doch auch Ballmers Rückzug soll erst auf Betreiben des Investors ValueAct Capital hin erfolgt sein.

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