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Wirtschaft: Machtkampf der IG Metall geht weiter

Nach einer 15-stündigen Sitzung kann der Vorstand sich nicht auf eine neue Führungsspitze einigen

Frankfurt (Main) (alf). Die Führungskrise der IG Metall dauert an. Der Vorstand habe sich nicht auf Konsequenzen aus der Streikniederlage in Ostdeutschland einigen können, teilte IGMetall-Chef Klaus Zwickel am Dienstagabend nach 15-stündiger Debatte mit. In der Vorstandssitzung habe es auch keine Mehrheit für personelle Konsequenzen gegeben. Zwickel sagte, er habe seinen Rücktritt angeboten, wenn auch sein umstrittener Stellvertreter Peters zurücktrete und auf eine Kandidatur auf den Chefposten verzichte. Dies habe Peters abgelehnt, sagte Zwickel.

Wie der Tagesspiegel bereits zuvor berichtete, werde der bisher als künftiger zweiter Vorsitzender vorgesehene baden-württembergische Bezirkschef Berthold Huber auf dem Gewerkschaftstag in Oktober nicht mehr für ein Führungsamt zur Verfügung stehen. Damit sei die bisher vom Vorstand beschlossene Tandemlösung mit Peters an der Spitze und Huber auf dem Posten des Vizechefs „nicht mehr existent“, sagte Zwickel.

Neben Zwickels Vorschlag gemeinsam mit Peters zurückzutreten wurde auch ein weiterer Vorschlag von VW-Betriebsratschef Klaus Volkert abgelehnt. Volkert wollte, dass der gesamte Vorstand zurücktritt.

Peters bekräftigte seine Absicht, auf dem Gewerkschaftstag Rechenschaft abzulegen. Ob das bedeutet, dass er kandidiert, ließ er offen. Peters bekräftigte, ein Rücktritt sei für ihn angesichts der gegen ihn erhobenen Vorwürfe nicht in Frage gekommen. Von dem Vorschlag, den gesamten Vorstand zurücktreten zu lassen, habe er nichts gehalten, weil dieser die IG Metall noch tiefer in die Krise geführt hätte.

Zwickel betonte, er sehe den Ausgang derVorstandssitzung nicht als „persönliche Niederlage“. Ziel sei jetzt, im Vorstand einstimmig ein Personaltableau zu beschließen, mit dem man in den Gewerkschaftstag im Oktober gehen kann. Eine kommissarische Führung soll den Gewerkschaftstag vorbereiten, auf dem eine neue IG-Metall-Spitze gewählt werden soll.

Grundlage der Diskussion auf der Vorstandssitzung waren zwei Papiere, die sich mit der Analyse der Arbeitskampfniederlage um die 35-Stunden-Woche in Ostdeutschland beschäftigten. Die Tarifabteilung unter der Leitung von Jürgen Peters hatte ein 39-seitiges Papier vorgelegt, in der ausführlich über Verlauf und Ergebnis des Streiks im Osten berichtet wird. Die Tischvorlage von Gewerkschaftschef Klaus Zwickel, sozusagen ein Gegenentwurf, umfasste 19 Seiten.

Zwickel wirft Peters und dem ostdeutschen Streikleiter Hasso Düvel vor, bei der Umsetzung der Streikstrategie gegen Vorstandsbeschlüsse verstoßen zu haben. In einem Interview mit dem Tagesspiegel hatte Zwickel Ende der vergangenen Woche von „faktischer Täuschung" gesprochen und Peters zum Rücktritt aufgefordert. Peters hatte daraufhin am Montag Zwickel Böswilligkeit und Ehrverletzung vorgeworfen. Auf der Vorstandssitzung am Dienstag bemühten sich die beiden Vorsitzenden um einen sachlichen Umgang. Zwickel leitete die Sitzung, Peters saß neben ihm.

Bislang wollte die IG Metall auf ihrem Gewerkschaftstag im Oktober die neue Führung wählen. Auf seiner Sitzung am 9. April in Dresden hatte der Vorstand Peters als Kandidaten für den ersten und den Stuttgarter Bezirksleiter Berthold Huber für den zweiten Vorsitzenden nominiert. Zwickel hatte zuvor Huber als seinen Kandidaten vorgeschlagen. Im geschäftsführenden Vorstand, dem Zwickel und Peters angehören, hatte es daraufhin eine Mehrheit von 6:4 Stimmen für Huber gegeben. Im Gesamtvorstand gab es dann einen Tag später wider Erwarten eine Pattsituation von 20:20 Stimmen.

Daraufhin schlug Klaus Zwickel die Tandemlösung mit Jürgen Peters/Berthold Huber vor, die dann auch vom Vorstand gebilligt wurde.

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