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© dpa

Machtkampf VW-Porsche: Wiedeking unterliegt Piëch

Der Porsche-Chef Wendelin Wiedeking muss sich bis Montag dem Votum des Eigentümer-Clans fügen - einen Nachfolger soll es auch schon geben.

Berlin - Wendelin Wiedeking hat den Machtkampf mit Ferdinand Piëch verloren. Nach einem Beschluss der Eigentümerfamilien Porsche und Piëch wird der seit 1992 amtierende Vorstandschef an der Spitze des Sportwagenbauers in Kürze abgelöst. Wie der Tagesspiegel am Freitag aus Aufsichtsratskreisen erfuhr, ist Wiedekings Rücktritt grundsätzlich besiegelt. Der umstrittene Manager hat nun noch am Wochenende Zeit, über die Modalitäten nachzudenken. Dabei geht es offenbar auch um die Höhe der Abfindung. Weil sein Vertrag offiziell noch bis 2012 läuft, stehen Wiedeking rechnerisch bis zu 100 Millionen Euro zu. Dies wäre die höchste Abfindung, die es in Deutschland jemals gegeben hat.

Der 56-Jährige selbst hatte am Donnerstagabend bei der Jubiläumsfeier zum 100. Audi-Geburtstag noch gesagt, er wolle im Amt bleiben und seinen Vertrag erfüllen. Nach Angaben eines Porsche-Sprechers hat sich daran auch nichts geändert. Einen Bericht, wonach sich die Eigentümer bereits auf Porsche-Produktionsvorstand Michael Macht geeinigt haben, dementierte er am Freitag. „Dazu wäre ein Präsidialbeschluss des Porsche-Aufsichtsrates notwendig. Den gibt es nicht.“ Wiedeking sei weiter im Amt. So äußerte sich auch Porsche-Betriebsratschef Uwe Hück, der auch im Porsche-Aufsichtsrat sitzt. „Dr. Wiedeking ist Vorstandsvorsitzender, und er wird es auch bleiben“, ließ Hück mitteilen. Es werde „keinen neuen Vorstandsvorsitzenden gegen die Stimmen der Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat geben “. Laut „Spiegel“ soll Michael Macht Chef der Porsche AG werden, in der das Autogeschäft des Sportwagenbauers gebündelt ist. Der 48 Jahre alte Macht gilt als qualifizierter Fertigungsexperte, der in der Porsche-Produktion große Effizienzsteigerungen erreichte. Außer ihm sei im Porsche-Vorstand niemand für die Wiedeking-Nachfolge in Betracht gekommen. Der Manager gehört seit 1998 dem Vorstand an.

Wiedeking hat angeblich den Stuttgarter Arbeitsrechtler Jobst-Hubertus Bauer für seine Abfindungsverhandlungen engagiert. Der Arbeitsrechtler hatte bereits für mehrere Spitzenmanager millionenschwere Abfindungen herausgeholt.

Mit dem Rückzug von Wiedeking an der Porsche-Spitze geht eine Ära zu Ende. Wiedeking galt lange als Retter von Porsche. Als er 1992 das Ruder übernahm, steckte das Stuttgarter Unternehmen in einer ernsten Krise. Sogar eine Übernahme schien möglich. Wiedeking sanierte als Vorstandschef die Edelmarke – mit viel persönlichem Einsatz und Geld. Das brachte ihm in der Branche einen glänzenden Ruf ein. Mehrfach wurde Wiedeking als „Manager des Jahres“ ausgezeichnet. Porsche wurde zum effizientesten Autohersteller der Welt. Mittlerweile jedoch steht der Name des gebürtigen Westfalen, der verheiratet ist und zwei Kinder hat, stellvertretend für die Dauerfehde mit VW-Patriarch Ferdinand Piëch und die Übernahmeschlacht zwischen den Autobauern Porsche und Volkswagen.

Jazz-Fan Wiedeking hatte als Machtmensch die Verantwortlichen und Mitarbeiter in Wolfsburg früh spüren lassen, dass nur er den Ton angeben will. Bei VW dürfe es keine „heiligen Kühe“ geben, lautete die erste Kampfansage nach dem Einstieg bei Europas größtem Autobauer. Wiedeking kaufte weitere VW-Aktien und träumte von einem Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag bei VW. Doch die riskanten Finanzmanöver seines Finanzchefs Holger Härter gingen schief. Porsche häufte zehn Milliarden Euro Schulden an und Wiedeking verlor das Vertrauen von Piëch. Sein Verhältnis zu Porsche- Aufsichtsratschef Wolfgang „Wopo“ Porsche gilt dagegen weiter als eng und vertrauensvoll.

Doch der Clan hat sich gegen Wiedeking entschieden. Offiziell soll der Kompromiss wohl erst am kommenden Donnerstag besiegelt werden, wenn die Aufsichtsräte von VW und Porsche in Stuttgart tagen. Eine lange Schlammschlacht ginge zu Ende. Und einer hätte abermals seinen Willen bekommen: VW-Aufsichtsrat und Porsche-Miteigentümer Ferdinand Piëch. mit dpa

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