zum Hauptinhalt
248590_0_680974fe.jpeg

© dpa

Macworld: "Eine letzte Sache noch …"

Apple schafft den Musik-Kopierschutz komplett ab und bringt ein neues Edel-Notebook auf den Markt. Vize Phil Schiller gab sich Mühe, in die Fußstapfen von Steve Jobs zu treten.

Eine Neuerung gab es noch, "eine letzte Sache", wie Phil Schiller am Dienstag zum Ende seiner Rede auf der Macworld in San Francisco sagte, und die betraf Apples Musikshop iTunes. Zum einen wird dort ein flexibleres Preissystem eingeführt, kündigte Apple-Vizepräsident Schiller in Abwesenheit von Konzernchef Steve Jobs an. Zum anderen, und das ist die eigentliche Sensation, wird Apple ab Ende März alle Musiktitel ohne Kopierschutz anbieten. Ab sofort betreffe dies schon acht Millionen der insgesamt zehn Millionen Songs, sagte Schiller. Die neue Preisstaffelung sieht vor, dass es statt des Einheitspreises von 99 Cent je Titel nun Preise von 69 Cent, 99 Cent und 1,29 Dollar für aktuelle Hits geben wird. Bislang hat Apple über iTunes sechs Milliarden Musiktitel verkauft.

Zuvor hatte Phil Schiller in Anlehnung an Steve Jobs bekannte Reden der vergangenen Jahre bereits "eine weitere Sache" angekündigt. Bei dem "one more thing" handelte es sich um ein neues MacBook-Pro-Notebook mit großem 17-Zoll-Display. Es ist Schiller zufolge das leichteste und dünnste Notebook seiner Klasse. Die Auflösung des Monitors erlaubt es, Filme in hoher Qualität anzusehen. Der Akku soll acht Stunden halten, so dass Apple mit dem neuen Gerät seine Notebook-Palette nach oben abrundet - zum Preis von 2800 Dollar.

Phil Schillers Rede war die erste Keynote seit elf Jahren, die nicht von Steve Jobs gehalten wurde. Während Jobs stets in schwarzem Rollkragenpulli erschienen ist, betrat Schiller am Dienstag die Bühne mit blau-grauem Hemd zur gleichfarbigen Jeans. Apple hatte allerdings bereits im Dezember angekündigt, dass dies die letzte Teilnahme an einer Macworld-Messe sein würde. Man wolle sich künftig weniger stark durch solche Termine unter Druck setzen lassen und sich mehr auf Spezialveranstaltungen und Produktankündigungen in den Apple-Stores konzentrieren. Bereits in diesem Jahr fehlte der Internet-Livestream, die News wurden über zahlreiche Apple-Dienste gebloggt.

"Ein Netbook wäre schon was Feines"

Bis zuletzt hatte Apple die Neuigkeiten unter Verschluss gehalten. Bis zum Beginn von Schillers Rede war von offizieller Seite nichts an die Öffentlichkeit gelangt. Die Messestände blieben genauso schwarz eingehüllt wie die Plakate des Herstellers. Einige Erwartungen blieben so auch unerfüllt. So galt die Einführung einer kompakten Variante des Designhandys iPhone, das wegen der erwarteten neuen Form vielfach schon als iPhone nano bezeichnet wurde, als sicher. Marktbeobachter hatten dies aus Bildern von Schutzhüllen chinesischer Hersteller für die neuen Geräte geschlossen.

Für Archibald Horlitz, Vorstandschef von Deutschlands größtem Apple-Händler Gravis, ist es wichtig, dass Apple bereits in der Vergangenheit einerseits neue Geschäftsfelder unter anderem mit dem iPhone aufgebaut und andererseits das Kerngeschäft durch die neuen Notebooks gestärkt hat. Aber: "Sicher wünschen wir uns auch in Zukunft neue Macs, und ein Netbook wäre schon was Feines", sagte er dem Tagesspiegel. Nach dem Erfolg der preiswerten, handlichen Eee-PC-Netbook-Reihe von Asus war von vielen Marktbeobachtern mit einem Apple-Netbook gerechnet worden.

Die Macworld ist laut Horlitz die wichtigste Messe für die Apple-Gemeinde, die den Takt für das Jahr angibt. Ausgehend von der typischen Käuferschicht für Apple-Produkte erwartet der Händler für 2009 keinen starken Umsatzeinbruch. Aber auch Luxusgüter seien von der Krise nicht ausgeschlossen, räumte der Gravis-Chef ein. Das Unternehmen mit Sitz in Berlin beschäftigt in 30 Filialen 700 Mitarbeiter. "Wir werden unseren Expansionskurs auch weiterhin fortführen. Die Zahl der Filialen und die Geschwindigkeit werden wir den aktuellen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen anpassen", sagte Horlitz. Bisher war geplant, dass Gravis in den kommenden zwei Jahren 25 weitere Filialen eröffnet.

Zu den weiteren Apple-Neuigkeiten aus San Francisco gehörten Verbesserungen bei den Programmsammlungen iLife und iWork. Mit dem Musikprogramm Garage Band soll es nun sogar möglich sein, Instrumente zu erlernen. Dabei sollen bekannte Musikgrößen wie Sting oder Norah Jones helfen, deren Unterrichtsprogramme man für fünf Dollar je Stunde im iTunes Store erwerben kann.

Die Börse hatte bereits im Laufe des Tages Steve Jobs entwarnenden Brief vom Montag zu seinem Gesundheitszustand honoriert. In Frankfurt stieg das Apple-Papier am Dienstag zeitweise um mehr als drei Prozent, schloss jedoch unverändert bei 70,13 Euro.

Zur Startseite