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Wirtschaft: Made in Moskau - Papiere im Angebot

BERLIN .Der Handel an der Berliner Börse spielt derzeit eine ganz besondere Rolle.

BERLIN .Der Handel an der Berliner Börse spielt derzeit eine ganz besondere Rolle.Wer eine Ahnung von dem strapaziösen Nervenkrieg an den Finanzmärkten bekommen will, den die Rußland-Krise weltweit ausgelöst hat, muß nur in die Fasanenstraße gehen.Millionen-Umsätze verzeichnen die Händler hier momentan täglich mit Aktien und Anleihen made in Moskau.Und TV- und Radioreporter geben sich derzeit die Klinke in die Hand.

Vor einigen Jahren schon mauserte sich der Berliner Platz zu einem Geheimtip für den Handel in russischen Aktien und Staatsanleihen.Die Berliner Freiverkehr (Aktien) AG und die Baader Wertpapierhandelsbank, zu der auch die für den Berliner Markt so prägende Frankfurter Maklerfirma Ballmaier & Schultz gehört, wickeln den Aktienhandel ab.Außerdem kümmert sich der seit über 30 Jahren auf dem Berliner Parkett besonders rege Freimakler Peter Meyenkoth um das Geschäft mit DM-Auslandsanleihen.

Seit Jahren schon ist Meyenkoth darauf spezialisiert.Wer in Deutschland Russen-Renten kaufen will, kann das bei Meyenkoth und Co.zwischen morgens 8.30 Uhr und 17.00 Uhr nachmittags tun.Die Frankfurter begnügen sich mit einer Einheitsnotiz.Der Mann hat schon viele Höhen und Tiefen an den Börsen miterlebt, aber die momentane Hysterie bringt selbst ihn ins Schwitzen.Der Umsatz der Russen-Renten erreicht in diesen Tagen "zig Millionen".Dabei stehen aktuell vier Papiere im Blickpunkt; drei Russen-Anleihen und ein Ukraine-Papier.In einer Stückelung von je 1000 DM wurden 1997 bzw.in diesem Jahr eine Russen-Anleihe zum Zins von neun Prozent bzw.9 3/8 Prozent aufgelegt.Die Laufzeiten: bis 2004 bzw.2005.Eine weitere Anleihe der Stadt Moskau, die auch erst dieses Jahr begeben wurde, wird mit 9 1/8 Prozent verzinst und läuft bis 2001.Das Ukraine-Papier bringt sogar satte 16 Prozent.Allerdings sind die Kurse im Keller.Im Schnitt haben die Papiere zwei Drittel an Wert verloren.Doch Meyenkoth macht in Zuversicht.Er selber kauft noch zu.Die Hysterie, sagt er, dürfte am Freitag ihren Höhenpunkt erreicht haben.Clinton fährt nächste Woche nach Moskau.Das beruhigt ihn - immerhin: die Tilgung müsse ja ordnungsgemäß erfolgen.

Im Handel mit Russen-Aktien ist die Stimmungslage etwas trüber.Jörg Hartmann von der Berliner Freiverkehr (Aktien) AG und Burkard Ziegler von der Baader-Bank managen das Geschäft mit den 45 russsischen Titeln in Berlin.Die aktuellen Umsätze übersteigen auch hier zum Teil die Million und die Kurse befinden sich im Sinkflug.Teils liegen die Notierungen nur noch bei zehn Prozent ihres diesjährigen Höchstniveaus.Lukoil-Papiere etwa, 1997 in der Spitze mit 214 DM und 170 DM in diesem Jahr bewertet, kann man jetzt für 25 DM erwerben.Es gibt auch Energietitel, die nur noch zwei oder vier DM kosten.Billiger gehts kaum.Trotzdem heißt es: Abwarten - sehr viel weiter runter kann es ja auch bald nicht mehr gehen.

MARTINA OHM

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