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Wirtschaft: Made in Turkey

Wie der türkische Gerätehersteller Beko den Wettbewerb mit deutschen Traditionsmarken aufnimmt

Mut gehört dazu, wenn man als Unternehmen aus dem Ausland in Deutschland Fuß fassen will. Fast übermütig erscheint es, wenn man dies in einem Segment versucht, das von starken Marken aus dem Inland beherrscht wird. Die türkische Firma Beko hat sich trotzdem getraut. Seit Ende der 90er Jahre verkauft das Unternehmen, das in Neu-Isenburg seinen hiesigen Standort hat, Haushaltsgeräte wie Waschmaschinen und Geschirrspüler in Deutschland – und hat damit den Wettbewerb mit Miele, Bosch, Bauknecht und Siemens aufgenommen.

Trotzdem ist Sühel Semerci, Marketing- und Vertriebsdirektor von Beko Deutschland, erstaunlich gelassen. „In Deutschland werden jährlich fast 13 Millionen Haushaltsgeräte gekauft. Dieses Potenzial wollen auch wir ausschöpfen“, sagt Semerci. Vor allem in der niedrigen bis mittleren Preisklasse könne Beko gut mithalten. Nach eigenen Angaben hat Beko bei Geschirrspülern bereits einen Marktanteil von sechs Prozent. Den Umsatz der Firma mit ihren 50 Mitarbeitern in Deutschland beziffert Semerci auf einen dreistelligen Millionenbetrag. Doch das soll nicht genug sein. „In den nächsten drei bis fünf Jahren wollen wir den Umsatz verdoppeln“, sagt er.

Dabei bekommt Beko von seinem türkischen Mutterkonzern Arcelik Unterstützung. Der wiederum ist im europäischen Raum der viertgrößte Hersteller weißer Ware und damit durchaus einflussreich. Auch deshalb gelang es Beko vor vier Jahren, unter anderem den westfälischen Gerätehersteller Blomberg aufzukaufen. Dass das deutsche Traditionsunternehmen inzwischen einer türkischen Firma gehört, weiß allerdings kaum jemand. Vielleicht soll das auch so sein. Wer sich die Blomberg-Website ansieht, muss lange suchen, um dahinterzukommen.

„Wir wollten eine deutsche Qualitätsmarke haben“, sagt Semerci. Deshalb tragen Blomberg-Geräte weiterhin den alten Namen. Doch auch die Marke Beko soll irgendwann mit Qualität gleichgesetzt werden. Der Weg dahin sei nicht mehr so weit, meint der Vertriebsdirektor. „Bei den deutschen Traditionsmarken sehen die Leute auch, dass sie nicht mehr nur ,made in Germany‘, sondern ,made in Europe‘ und trotzdem gut sind.“ So wie Beko, mit Produktionsstätten in der Türkei, Rumänien und Russland. „Und wir sind in Deutschland auch sonst gut aufgestellt. Wir haben günstige Vertriebsstrukturen mit wenigen Mitarbeitern und müssen uns deshalb keine teuren Umstrukturierungen leisten.“ Gegenüber den deutschen Wettbewerbern sei Beko damit „klar im Vorteil“.

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