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Telekom

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Mammutverfahren: Prozess um Telekom-Börsengang beginnt

Vor dem Oberlandesgericht Frankfurt beginnt am Montag der mit Spannung erwartete Musterprozess um den Börsengang der Deutschen Telekom. Aktionärsschützer schätzen die Erfolgschancen der Anleger gering ein.

Rund 16.000 Telekom-Aktionäre verlangen von dem früheren Staatskonzern Schadenersatz in Höhe von 80 Millionen Euro. In dem Verfahren will das Gericht zunächst grundsätzlich klären, ob der Prospekt für die dritte Aktienplatzierung im Jahr 2000 korrekt war. Bis zur endgültigen Klärung der Ansprüche dürften noch Jahre vergehen.

Die Telekom plant in dem Prozess angeblich eine neue Verteidigungsstrategie. Bisher wollte sie nachweisen, dass der Verkaufsprospekt bei der dritten Aktienplatzierung im Jahr 2000 korrekt gewesen sei. Nun würden die Telekom-Juristen argumentieren, die Anleger hätten damals "in einem von der New Economy geprägten Umfeld gehandelt". Die umstrittenen Buchwerte von Immobilien hätten daher überhaupt keine Rolle gespielt. Klägeranwälte kritisierten, die Anleger würden dadurch quasi als Spekulanten gebrandmarkt.

Aktionärsschützer sind skeptisch

Die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) schätzt die Erfolgschancen der Kläger gering ein. "Es wird sehr schwierig sein, der Telekom nachzuweisen, dass sie tatsächlich die Aktionäre falsch oder ungenügend informiert hat", sagte SdK-Sprecher Lothar Gries dem Hörfunksender "MDR Info". Er warf der Telekom vor, den Anlegern vorgegaukelt zu haben, dass es sich um eine Volksaktie handele. "Man hatte den Anschein erweckt, es handele sich um eine sichere Anlage. Aber eine Aktie ist nun leider mal keine sichere Anlage", sagte Gries.

Klägern aus den USA hatte die Telekom 2005 einen Vergleich angeboten. Aus Sicht der SdK wäre das auch in Deutschland eine Lösung. "Dann kämen die Anleger auch ziemlich zügig zu einer Entschädigung", ergänzte Gries. Da hier aber keine Milliarden-Strafen drohten, bevorzuge die Telekom den Gerichtsprozess. "Für die Telekom ist es günstiger und billiger, jahrelang zu prozessieren, als jetzt zu sagen, wir zahlen den Anlegern pauschal hundert Millionen Euro Abfindung", sagte Gries. (ae/dpa/AFP)

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