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MAN: Am Anfang der Ermittlungen

Korruptionsverdacht: Fahnder durchsuchen weitere Büros des Fahrzeugbauers MAN. Das Unternehmen verteidigt die umstrittenen Provisionen.

Am Tag nach der Großrazzia bei dem Münchener Bus- und Lkw-Hersteller MAN durchsuchten Ermittler weitere Büros. Zur Sache äußerten sie sich nur vorsichtig. „Wir stehen erst am Anfang“, stellte der Münchner Oberstaatsanwalt Anton Winkler am Mittwoch klar. Die bundesweit beschlagnahmten Unterlagen seien noch nicht einmal in München angekommen. Sie müssten gesichtet, Verhöre geführt werden, sagte er.

Einige Details nannte er aber doch. Es gebe „wesentlich mehr“ als die drei Beschuldigten, von denen in einer ersten Mitteilung der Staatsanwaltschaft die Rede war. Die Verdächtigen seien auf Vertriebsebene und nicht im Topmanagement angesiedelt. Es gehe um eine mutmaßliche Bestechungssumme in zweistelliger Millionenhöhe. Die Frage ist, ob in der Nutzfahrzeugsparte des Konzerns ein System zur illegalen Absatzförderung bestanden hat.

Konkret sollen MAN-Verkäufer in 39 heimischen Niederlassungen zwischen 2002 und 2005 an die Einkäufer großer Kunden rund eine Million Euro bezahlt haben, um sie zum Kauf zu animieren und die Konkurrenz auszustechen. Derartige Geschäfte gelten als anfällig für Korruption. „Der Schwerpunkt liegt aber im Ausland“, stellt Winkler klar. Dort gehe es um größere Summen, und dort seien wohl auch Amtsträger die Empfänger anrüchiger „Provisionen“ gewesen. Von weiteren 15 Millionen Euro ist hier die Rede. Die Staatsanwaltschaft bestätigt das aber nicht.

Es gebe keine Hinweise darauf, dass es sich nur um die Spitze eines Eisbergs handle. „Es ist nicht vorstellbar, dass wir bei MAN zu Siemens-ähnlichen Verhältnissen kommen“, heißt es andernorts im Kreis der Ermittler. Der wegen schwarzer Kassen in Milliardenhöhe ins Visier der Justiz geratene Technologiekonzern sei eine andere Größenordnung gewesen. MAN habe wohl gar nicht das Geld, um in solchem Ausmaß zu bestechen. Geprüft werde nun insbesondere, ob beim Lastwagenbauer Einzeltäter am Werk waren oder ein organisiertes System zur Bestechung bestanden habe.

Sylvia Schenk, Vorsitzende der Antikorruptionsorganisation Transparency International Deutschland, sagte: „Wenn sich der Verdacht bestätigt, dass in einer Vielzahl von Fällen verdeckte Provisionszahlungen im Inland auf Konten von Verwandten und Freunden gingen, bestätigt das unsere Vermutung des fehlenden Unrechtsbewusstseins.“

Die Münchener Ermittler untersuchen Fälle der Jahre 2002 bis 2005. Damals wurde die Nutzfahrzeugsparte vom heutigen Vorstandschef des Mutterkonzerns, Hakan Samuelsson, geleitet. MAN selbst hält sich mit Verweis auf die laufenden Ermittlungen bedeckt, sichert den Behörden aber volle Kooperation zu. Zugleich ermitteln die Münchener nun auch intern, um die Vorwürfe aufzuklären und „mögliches Fehlverhalten von Mitarbeitern offenzulegen“, erklärte der Konzern. Im Grundsatz seien Provisionen aber legal, solange es keinen Missbrauch gebe. mit kph

Thomas Magenheim-Hörmann

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