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Wirtschaft: MAN ist so stark wie noch nie

Das Geschäft mit schweren Lastwagen boomt und stärkt den Konzern beim Übernahmekampf um Scania

München/ Frankfurt am Main - Mit starken Quartalszahlen und einer noch einmal erhöhten Gewinnprognose geht der MAN-Konzern in die heiße Phase des Übernahmekampfes um den Konkurrenten Scania. „Ich bin überzeugt, dass wir hier zu einem positiven Abschluss kommen“, sagte MAN-Chef Hakan Samuelsson am Donnerstag im Gespräch mit dem „Handelsblatt“. Er glaubt, dass der Abschluss der Transaktion noch vor Jahresfrist erfolgen kann.

MAN-Finanzchef Karl-Heinz Hornung hatte sehr gute Quartalszahlen präsentiert, so gut, dass Peter Metzger vom Bankhaus M.M. Warburg anerkennend feststellte: „Es ist schon zur Routine geworden, dass MAN unsere Prognosen übertrifft.“ Der Umsatz des LKW-Hersteller stieg von Januar bis September um 15 Prozent auf 9,4 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis legte gar um 67 Prozent auf 751 Millionen Euro zu. Hieran waren alle MAN-Bereiche beteiligt. Im gesamten Jahr 2006 will MAN vor Steuern erstmals mehr als eine Milliarde Euro verdienen. Doch dabei soll es nicht bleiben: „Wir werden unser Wachstumstempo in den kommenden Jahren noch erhöhen“, versprach Samuelsson. Bis 2010 wollen die Münchener ein Drittel mehr Fahrzeuge bauen als in diesem Jahr. Dazu sollen auch neue Fabriken in Polen und Indien beitragen.

Seit Mitte September kämpft der Münchener Konzern verbissen um Scania. Ein erstes Übernahmeangebot für den sehr rentablen Konkurrenten wurde von den Scania-Großaktionären VW (34 Prozent der Stimmrechte) und der schwedischen Investor-Gruppe (19,3 Prozent) als zu niedrig abgelehnt.

Doch im Kampf um die Fusion geht es nicht nur um Geld, auch psychologische Aspekte spielen eine Rolle: Scania-Chef Leif Östling möchte sich von seinem ehemaligen Untergebenen Samuelsson im Fall der Übernahme nicht vor die Tür setzen lassen und organisiert den Widerstand. MAN hingegen beteiligte sich hinter dem Rücken der Schweden mit 14,5 Prozent der Stimmrechte an Scania. Scania-Miteigner VW wiederum hat inzwischen rund 20 Prozent an MAN übernommen und kann jetzt Druck auf beide Seiten ausüben.

Noch bis zum 17. November läuft für MAN, Scania und Investor die vom VW-Aufsichtsrat gesetzte Frist, sich einvernehmlich zu einigen. Danach könnte VW auch eine feindliche Übernahme von Scania vorantreiben. Bis dahin soll Investor überzeugt werden, der MAN-Scania-Allianz zuzustimmen. „Investor wäre uns ein sehr willkommener Anteilseigner“, umgarnte Samuelsson gestern den Schlüsselaktionär. Doch die Reaktion aus Stockholm kam prompt: „Es gilt weiter, dass das MAN-Angebot nicht dem Wert von Scania entspricht“, bekräftigte ein Investor-Sprecher. Ungeachtet solcher Töne gibt es nach Angaben aus dem Umfeld der Unternehmen inzwischen Gespräche zwischen den Beteiligten. So gilt eine weitere Erhöhung des Angebots als sehr wahrscheinlich. Zur Spekulation, der Weg zu einer Einigung könnte durch die Nominierung eines neutralen MAN-Scania-Chefs geebnet werden, wollte keines der beteiligten Unternehmen Stellung nehmen. Die „Süddeutsche Zeitung“ hatte berichtet, dass der ehemalige Daimler-Nutzfahrzeugchef und Haniel-Vorstandsvorsitzende Eckhard Cordes und der designierte VW-Nutzfahrzeugchef Stephan Schaller im Gespräch seien.

„Samuelsson wurde in Schweden zum Feindbild hochstilisiert. Eine neutrale Person wäre keine schlechte Idee“, urteilt Branchenexperte Christoph Stürmer vom Marktanalyseinstitut Global Insight. Im Umfeld von Cordes hieß es, er sei nie auf ein Interesse an einer solchen Position angesprochen worden. HB

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