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Merkel

© dpa

Manager: Moral statt Gesetz

Arbeitgeberchef Hundt beklagt Fehlentwicklungen bei der Bezahlung von Managern. Gehaltsobergrenzen lehnt er wie die Kanzlerin aber ab.

Berlin - Wie viel ist zu viel? Die deutschen Arbeitgeber nähmen die Diskussion um Managergehälter ernst, eine gesetzliche Obergrenze lehnten sie jedoch ab, sagte Dieter Hundt, der Präsident der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA), am Dienstag. Natürlich gebe es Fehlentwicklungen, zum Beispiel wenn Missmanagement mit millionenschweren Abfindungen abgegolten werde, räumte er auf dem Deutschen Arbeitgebertag in Berlin ein. Im Großen und Ganzen aber herrsche in der Wirtschaft ein verantwortungsvollerer Umgang mit Managergehältern als in der Sport- oder der Medienbranche. Im internationalen Vergleich seien die hierzulande gezahlten Beträge „nicht überhöht“. Laut einer Emnid-Umfrage sind 83 Prozent der Deutschen trotzdem der Meinung, die Manager bekämen zu viel Geld.

Eine am Dienstag veröffentlichte Untersuchung der Berliner Humboldt-Universität kommt zu dem Ergebnis, dass die Vorstandsvergütung der 30 Dax-Unternehmen erst in den letzten Jahren stark gestiegen ist. Laut der Studie hat sich in den vergangenen Jahren die Vergütung der Dax-Vorstände im Mittel mehr als verdreifacht und ist damit doppelt so stark gestiegen wie in den zehn Jahren davor. Heute verdient ein Vorstandsmitglied im Durchschnitt das 44-Fache eines Mitarbeiters. Vor fünf Jahren war es das 25-Fache, vor zehn Jahren das nur das 19-Fache.

Statt gesetzlich festgeschriebenen Höchstgrenzen für Managergehälter forderte Hundt, der am Montag für weitere zwei Jahre in seinem Amt bestätigt wurde, eine „Ethik der Verantwortung als Sperre gegen Kontrollverlust und Maßlosigkeit“.

Ähnliche formulierte es Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und warnte davor, die Diskussion als Neiddebatte abzutun. Es stimme nachdenklich, wenn nur noch 15 Prozent der Bürger glaubten, dass es in Deutschland gerecht zugehe. Auch sie sei gegen eine gesetzliche Obergrenze für Managergehälter, sie verstehe jedoch das Unwohlsein in der Gesellschaft, wenn Manager Risiken eingingen, aber für die daraus entstehenden Folgen nicht persönlich haftbar seien.

In ihren Augen wäre die Reaktivierung der Cromme-Kommission eine gute Idee. Das Gremium unter Leitung des heutigen Siemens-Aufsichtsratschefs Gerhard Cromme war 2001 von der rot- grünen Regierung eingesetzt worden, um Regeln für eine verantwortungsvolle Unternehmensführung zu erarbeiten. Es hatte unter anderem vorgeschlagen, Managergehälter offenzulegen. SPD-Chef Kurt Beck kritisierte, dass Merkel ihren Worten keine Taten folgen lasse. Auf dem CDU-Parteitag habe sie „heftige Töne von sich gegeben“, nun sei alles nicht so gemeint gewesen. Tun wolle man nichts, „sondern nur so ein bisschen appellieren“.

Für eine verschärfte Offenlegungspflicht sprach sich der baden-württembergische Ministerpräsident Günther Oettinger (CDU) aus. So solle im Aktienrecht festgelegt werden, dass auch Aktienoptionen und nachträgliche Leistungen wie Abfindungen veröffentlicht werden müssen. Eine gesetzlich festgelegte Höchstgrenze für Managergehälter lehnte Oettinger hingegen als populistisch ab.

Derweil räumte Post-Chef Klaus Zumwinkel Fehler beim Verkauf von Aktien inmitten des Streits um den Briefträger-Mindestlohn ein. Eine entsprechende Erklärung werde in einer Mitarbeiterzeitung kurz vor Weihnachten erscheinen, sagte ein Sprecher. Zumwinkel hatte jüngst Aktienoptionen eingelöst und dabei mehr als vier Millionen Euro eingenommen. Nun erklärte er, dass er die Tragweite seiner Verkaufsentscheidung nicht bedacht habe und dies bedauere. Er habe Verständnis für die Kritik an seinem Verhalten.

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