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Herbert Walter

© dpa

Managervergütung: Früherer Dresdner-Bank-Chef zahlt Abfindung zurück

Er schien Angst vor einer Stimmung wie in den USA bekommen zu haben: Herbert Walter, der ehemalige Chef der Dresdner Bank, zahlt seine Abfindung zurück. Er hatte sie bekommen, obwohl das Unternehmen 2008 über sechs Milliarden Euro Verlust machte.

Der ehemalige Vorstandvorsitzende der Dresdner Bank, Herbert Walter, verzichtet auf massiven Druck aus der Politik hin auf seine Abfindung in Höhe von 3,6 Millionen Euro. Zuvor hatte Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) die früheren Bankvorstände zur Rückzahlung ihrer Millionenbezüge aufgefordert. Die SPD warf der Union vor, eine generelle Beschränkung von Managergehältern zu blockieren.

"Mit Rücksicht auf die massiven Auswirkungen der Finanzmarktkrise auf die Dresdner Bank verzichte ich auf diese Abfindung", sagte Walter der "Bild am Sonntag". Das Kreditinstitut hatte im vergangenen Jahr aufgrund von Abschreibungen im Investmentbanking mehr als sechs Milliarden Euro Verlust gemacht. Walter wies aber darauf hin, dass er rein rechtlich einen Anspruch auf eine Abfindung habe.

Ex-Bankchef will langfristigen Erfolg vergüten

Walter forderte zugleich eine durchgreifende Reform der Vergütungen im Bankbereich: "Die Bezahlung von Vorständen muss stärker als bisher an den langfristigen Erfolg der Unternehmen gekoppelt werden", sagte er der "BamS". "Ich kann nachvollziehen, dass die Vergütungssysteme von Banken bei vielen Menschen auf Unverständnis stoßen", fügte er hinzu.

Am Freitag war bekannt geworden, dass die neun Vorstände der Dresdner Bank trotz eines Milliardenverlusts im vergangenen Jahr eine Vergütung von insgesamt rund 58 Millionen Euro erhalten hatten. "Ich habe kein Verständnis für maßlose Forderungen von Managern, deren Unternehmen ohne die Hilfe der Steuerzahler heute keine Gehälter und schon gar keine Boni mehr zahlen könnten", sagte Guttenberg dazu der "Bild"-Zeitung vom Samstag. Es sei eine Frage des Anstands, dass diese Manager ihre Boni zurückzahlten oder zumindest spendeten, fügte er hinzu.

SPD-Fraktionsvize: "Auf Ansprüche verzichten"

"Der skandalöse Vorgang zeigt, wie verlottert das Denken in der Finanzindustrie ist. Auch bei der Dresdner Bank war die Selbstbedienung offensichtlich zur Selbstverständlichkeit geworden", erklärte SPD-Fraktionsvize Joachim Poß am Samstag in Berlin. "Die Profiteure sollten auf ihre Ansprüche verzichten", verlangte auch er. Der Vorgang belegt nach den Worten von Poß, "wie dringend notwendig es ist, endlich zu verschärften Regelungen für Managergehälter und -abfindungen zu kommen". Er forderte die CDU/CSU auf, "ihre Blockade gegen die entsprechenden SPD-Vorschläge" aufzugeben.

Der Fraktionschef der Linken, Oskar Lafontaine, forderte vor dem Hintergrund der 58-Milliarden-Euro-Zahlung an die Vorstände der Dresdner Bank einen Spitzensteuersatz von 80 Prozent für Topverdiener. "Dann hätten die Menschen in Deutschland zum ersten Mal das Gefühl, dass diejenigen, die große Verluste zu verantworten haben, mit dafür zahlen würden", sagte er in einem Interview für die ARD-Sendung "Bericht aus Berlin". Er verwies auf ein entsprechendes Vorgehen in den USA während der Wirtschaftskrise der 30er Jahre. (mhz/AFP)

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