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Manipulationsverdacht: Sonderprüfung bei WestLB angeordnet

Der Aktienhandel der WestLB wird nach dem Verdacht von Kursmanipulationen von der Finanzaufsicht BaFin in einer Sonderprüfung durchleuchtet. Die Prüfung startet kommende Woche.

Hamburg - "Unsere Untersuchung betrifft nicht nur die Händler persönlich und ihr Verhalten - wir wollen auch wissen, wie sie das machen konnten und ob die internen Risikokontrollen der Bank ausreichend waren", sagte eine BaFin-Sprecherin der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Zwei inzwischen entlassene Mitarbeiter sollen jahrelang die Schlusskurse der Vorzugsaktien von Metro, BMW und VW manipuliert haben, um Scheinerträge zu erwirtschaften und ihre Bonuszahlungen zu sichern. Die Sonderprüfung werde kommende Woche starten, berichtete die "Financial Times Deutschland". Die Bank betonte, sie habe die Untersuchung mitinitiiert. Die WestLB hatte Strafanzeige gegen die beiden entlassenen Aktienhändler und unbekannte Dritte gestellt.

Die Aufsichtsbehörden hatten bereits seit mehreren Wochen Kenntnis von auffälligen Handelsbewegungen. So habe die Handelsüberwachungsstelle der Frankfurter Wertpapierbörse dem "Spiegel" zufolge bereits am 7. März ein Auskunftsersuchen an die WestLB geschickt. Das Institut habe unter anderem erklären sollen, warum zwei Tage zuvor ein Drittel aller an diesem Tag gehandelten Volkswagen-Aktien über die Bücher der WestLB lief. Ebenfalls am 7. März habe ein Händler auch die BaFin auf verdächtige Handelsmuster hingewiesen, schrieb die "FAZ". Kurz vor Handelsschluss seien immer wieder große Aktienmengen gehandelt worden.

Das System soll aufgeflogen sein, als sich die WestLB-Händler in großem Stil bei VW-Vorzugsaktien verspekulierten. In Medienberichtern ist von einem Buchverlust zwischen 100 und 300 Millionen Euro die Rede. Von der WestLB heißt es, zu den wirtschaftlichen Auswirkungen könnten derzeit keine Aussagen gemacht werden. Dem "Spiegel" zufolge soll der Vorstand bereits vor Weihnachten gefordert haben, die Positionen in VW-Vorzugsaktien abzubauen. Doch im März habe einer der Mitarbeiter die Bestände wieder über die gesetzten Limits erhöht.

Weitere Mauscheleien?

Die Überwachungsstelle der Frankfurter Börse habe die WestLB auch gefragt, ob es "individuelle Absprachen mit anderen Handelsteilnehmern, Unternehmen oder Personen" gegeben habe, schreibt der "Spiegel". Außerdem sollten sämtliche Korrespondenzen und Telefonate im Zusammenhang mit diesen Geschäften offengelegt werden. Die Ermittlungen hätten ergeben, dass das US-Brokerhaus Bear Stearns in der Schlussauktion der Volkswagen-Aktien auffallend oft Handelspartner der WestLB gewesen sei. Bei Bear Stearns arbeiteten einige Ex-Kollegen der beiden fristlos entlassenen WestLB-Mitarbeiter, die diese Geschäfte verantwortet hätten, schreibt das Magazin.

Für die Aufsicht über die Frankfurter Börse sind in Deutschland mehrere Institutionen zuständig. Als eigenständiges Börsenorgan überwacht die Handelsüberwachungsstelle die Preisfeststellungen auf dem Parkett oder auch im elektronischen Xetra-Handel. Die Börsenaufsicht im hessischen Wirtschaftsministerium bewertet dann die gemeldeten Unregelmäßigkeiten. Zudem ermittelt die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) Fälle von Insiderhandel oder Marktmanipulation. (tso/dpa)

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