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Wirtschaft: Mannesmann-Affäre holt Ackermann ein

Vorwurf der Untreue gegen Deutsche-Bank-Chef, Ex-Manager und Aufsichtsräte/Aktionäre fordern Rücktritt

ANKLAGE GEGEN DEN CHEF DER DEUTSCHEN BANK

Berlin (fo/hej/mot). Deutschland steht einer der spektakulärsten Wirtschaftsprozesse bevor: Das Landgericht Düsseldorf ließ im Fall Mannesmann am Freitag nicht nur eine Anklage gegen den Vorstandssprecher der Deutschen Bank, Josef Ackermann, zu. Auch der ehemalige MannesmannChef Klaus Esser, dessen Vorgänger und Aufsichtsratschef Joachim Funk, der frühere IG-Metall-Vorsitzende Klaus Zwickel sowie der ehemalige Personalchef von Mannesmann, Dietmar Droste, und der einstige Konzernbetriebsratschef, Jürgen Ladberg, werden sich nach übereinstimmenden Agenturberichten wohl vor Gericht wiedersehen.

Die Staatsanwaltschaft wirft den sechs vor, bei der Übernahme der Mannesmann AG durch Vodafone Anfang 2000 überhöhte Abfindungen und Bonuszahlungen erhalten zu haben. Wann der Prozess beginnen wird, ist noch offen. Das Landgericht Düsseldorf wollte am Freitag die Anklageerhebung zunächst nicht bestätigen. „Wir äußern uns erst, wenn die Entscheidung allen Verfahrensbeteiligten verkündet worden ist“, sagte ein Sprecher dem Tagesspiegel.

Der Grund: Ex-Mannesmann-Chef Klaus Esser hatte im April vom Land Nordrhein-Westfalen Schmerzensgeld erstritten, weil die Staatsanwaltschaft ihre Ermittlungsergebnisse frühzeitig an die Öffentlichkeit gebracht hatte. Esser hatte das Land wegen Verletzung seiner Persönlichkeitsrechte auf 200 000 Euro Schadenersatz verklagt, musste sich dann aber mit 10 000 Euro zufrieden geben. Um keine weiteren Forderungen zu provozieren, hält sich das Gericht daher bedeckt.

Auch die Rechtsvertretung Zwickels lehnte eine Erklärung ab. Ex-Mannesmann-Chef Esser erklärte im Handelsblatt, er sei nicht mehr als Täter, sondern nur noch als Gehilfe angeklagt. Das Gericht habe, anders als die Staatsanwaltschaft, bei ihm keine Pflicht erkennen können, auf die Angemessenheit der Abfindung zu achten – eine solche Pflicht treffe nur den Aufsichtsrat, nicht den Vorstandsvorsitzenden und Empfänger der Abfindung selbst. Esser hatte nach der Übernahme durch Mannesmann rund 30 Millionen Euro Abfindung erhalten.

Josef Ackermann sah sich am Freitag mit Rücktrittsforderungen konfrontiert. Während die Deutsche Bank mitteilte, Vorstand und Aufsichtsrat stünden hinter dem Vorstandssprecher, legten Aktionärsvertreter Ackermann nahe, sein Amt sofort ruhen zu lassen. „Herr Ackermann muss jetzt zurücktreten“, sagte Ulrich Hocker, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesetz (DSW), dem Tagesspiegel. Es gelte zwar bis zu einem Urteil die Unschuldsvermutung. Ackermann sei aber schon jetzt „eine Belastung für die Deutsche Bank“. Auch Klaus Schneider, Vorstandsvorsitzender der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK), forderte, Ackermann müsse jetzt „seine ganze Kraft auf seine Verteidigung verwenden“. Es habe eine „neue Qualität, wenn eine so herausragende Persönlichkeit der deutschen Finanzbranche sich mit der Justiz herumschlagen muss“, sagte Schneider dem Tagesspiegel.

Corporate-Governance-Experte Theodor Baums sagte dieser Zeitung, ob Ackermann sein Amt ruhen lasse, „muss er mit dem Aufsichtsrat klären“. Die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft seien zweifellos gravierend. Der Deutsche-Bank-Aufsichtsrat habe Ackermann bisher den Rücken gestärkt. Falls keine gravierenden neuen Erkenntnisse zu Tage gefördert würden, werde dies wohl so bleiben. Baums legte Wert auf die Feststelllung, dass er als Gutachter für den britischen Mobilfunkkonzern Vodafone tätig gewesen sei, der Mannesmann übernommen hatte.

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