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Mannesmann-Prozess: Ackermann verteidigt Millionenzahlungen

Vor dem Düsseldorfer Landgericht steht der zweite Verhandlungstag im Mannesmann-Prozess auf dem Programm. Deutsche-Bank-Chef Ackermann äußerte sich erstmals zu den Untreue-Vorwürfen der Staatsanwaltschaft.

Düsseldorf - Josef Ackermann verteidigte die umstrittenen Millionen-Zahlungen nach der Übernahme des Mannesmann-Konzerns durch Vodafone mit Nachdruck. Die insgesamt 57 Millionen Euro seien nicht nur für "außerordentliche Leistungen in der Vergangenheit" sondern auch "im Interesse der Mannesmann AG" gezahlt worden, sagte Ackermann am zweiten Verhandlungstag des Mannesmann-Prozesses vor dem Düsseldorfer Landgericht. Nach der Übernahme habe die "Integration des Unternehmens in eine neue Einheit" bewältigt werden müssen. "Wir waren der Überzeugung, dass wir auf den vollen Einsatz der Mannschaft angewiesen waren, die Mannesmann bis dahin so erfolgreich geführt hat."

Mit Blick auf die seinerzeit gezahlten 24,5 Millionen Euro Anerkennungsprämien an aktive Vorstandsmitglieder sprach Ackermann von einem "Signal" auch an die Belegschaft, "nun mit demselben Einsatz für das neue Unternehmen zu kämpfen wie früher für Mannesmann". Nach der Übernahme des deutschen Traditionskonzerns Anfang 2000 hatte allein der ebenfalls angeklagte Ex-Mannesmann-Chef Klaus Esser eine Prämie von 16 Millionen Euro erhalten. Auch Esser wies die Untreue-Vorwürfe der Staatsanwaltschaft am zweiten Verhandlungstag vehement zurück. Die Prämienzahlungen seien "rechtmäßig und angemessen" gewesen.

Wie Ackermann vertrat auch Esser die Auffassung, mit dem Geld habe der Mannesmann-Führung der Rücken gestärkt werden sollen für deren weitere Tätigkeit im Interesse des Unternehmens. Mit der Übernahme durch den britischen Mobilfunkriesen Vodafone sei die Unternehmenstätigkeit bei Mannesmann keineswegs eingestellt worden. So habe unter anderem die Zukunft der Mannesmann-Röhrenwerke und der Industriesparte Atecs mit 90.000 Mitarbeitern geklärt werden müssen. Ziel sei gewesen, dem Mannesmann-Management durch die Prämien eine "größere Durchsetzungs- und Gestaltungskraft" zur Bewältigung dieser Aufgaben zu verleihen.

Geld floss "im Interesse der Mannesmann AG"

Die Zahlung der Anerkennungsprämien und weiterer 32,5 Millionen Euro als Pensionsabfindungen an Ex-Vorstände war vom Präsidium des Mannesmann-Aufsichtsrats genehmigt worden, dem Ackermann und drei weitere der insgesamt sechs Angeklagten angehörten. Der Deutsche-Bank-Chef unterstrich, die entsprechenden Aufsichtsratsbeschlüsse hätten nicht nur im Interesse der Mannesmann AG gelegen, sondern auch im Interesse von Mannesmann "als künftiger Tochtergesellschaft von Vodafone". Ackermann verwies in diesem Zusammenhang darauf, dass Vodafone den Zahlungen ausdrücklich zugestimmt habe. Der 58-Jährige fügte hinzu, er habe im übrigen durchaus Kenntnis von Fällen, "in denen Managern von anderen Unternehmen Prämien zugestanden wurden, die nicht so erfolgreich waren wie Mannesmann".

Esser verwies darauf, dass seine Anerkennungsprämie in Höhe von 16 Millionen Euro nur 0,02 Prozent der Wertsteigerung von Mannesmann im Übernahmekampf mit Vodafone ausgemacht habe. Er habe diese Prämie "nicht erbeten", betonte er. Der 58-Jährige räumte vor Gericht ein, die Höhe der Prämie habe heftige Kritik hervorgerufen. "Diese gesellschaftspolitische Kritik nehme ich sehr ernst". Er sei "gerne" bereit, sich entsprechenden Diskussionen zu stellen.

Wegen der Millionen-Zahlungen bei Mannesmann müssen sich neben Ackermann und Esser der einstige Mannesmann-Aufsichtsratschef Joachim Funk, Ex-IG-Metall-Chef Klaus Zwickel, Ex-Konzernbetriebsratschef Jürgen Ladberg und der frühere Direktionsmitarbeiter Dietmar Droste veranworten. Die sechs Beschuldigten waren vor gut zwei Jahren vom Düsseldorfer Landgericht freigesprochen worden; der Bundesgerichtshof hob die Urteile jedoch im vergangenen Dezember auf und verwies den Fall an eine andere Wirtschaftsstrafkammer des Düsseldorfer Gerichts zurück. (tso/AFP)

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