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Wirtschaft: Mannesmann-Übernahme: Eklat auf der Hauptversammlung

Auf der wohl letzten Hauptversammlung der Mannesmann AG hat der scheidende Vorstandschef Klaus Esser am Montag die Übernahme durch Vodafone Airtouch verteidigt und noch einmal eine Erfolgsbilanz vorgelegt. Esser rechtfertigte in seiner Abschiedsrede den Verkauf von Orange, des Röhrengeschäfts und der Industriesparte Atecs.

Auf der wohl letzten Hauptversammlung der Mannesmann AG hat der scheidende Vorstandschef Klaus Esser am Montag die Übernahme durch Vodafone Airtouch verteidigt und noch einmal eine Erfolgsbilanz vorgelegt. Esser rechtfertigte in seiner Abschiedsrede den Verkauf von Orange, des Röhrengeschäfts und der Industriesparte Atecs. Die noch verbliebenen Aktionäre kritisierten die Abfindung an Esser in Höhe von 60,5 Millionen Mark und die Abwesenheit von Vodafone-Chef Chris Gent. Um die Nachfolge Essers kam es im Aufsichtsrat zu einem Streit zwischen Vodafone Airtouch und den Arbeitnehmervertretern, die im ersten Anlauf die Bestellung des designierten Esser-Nachfolger, Julian Horn-Smith, verhinderten und aus Protest nicht an der Hauptversammlung teilnahmen.

Esser erklärte, der Verkauf von Orange für umgerechnet 80 Milliarden Mark an die France Télécom sei auf Druck der EU zustande gekommen und bedeute einen Gewinn von neun Milliarden Euro. Dies entspreche in etwa dem Wert von Atecs. Esser verlässt nach 22 Jahren Mannesmann und wird künftig im Aufsichtsrat von Vodafone ohne Geschäftsbereich Sitz und Stimme haben. In der Übernahmeschlacht mit Vodafone sei für die Aktionäre eine Wertsteigerung von 100 Milliarden Euro erreicht worden. Über fünf Jahre hinweg gerechnet, betrage die Wertsteigerung sogar 1400 Prozent.

Von Januar bis April 2000 sei der Umsatz von Atecs um elf Prozent auf 4,1 Milliarden Euro von 3,7 Milliarden gestiegen. Der Umsatz der Telekommunikation sei auf 4,4 Milliarden Euro von 1,8 Milliarden Euro und damit um 142 Prozent gesteigert worden, sagte Esser weiter. Vodafone Airtouch hält inzwischen knapp 99 Prozent der Mannesmann-Anteile. Mehrere der rund 300 anwesenden Aktionäre, die noch die restlichen ein Prozent des Mannesmann-Kapitals repräsentieren, kritisierten die "Zerlegung des Konzerns". Viele zeigten sich zudem über die Abwesenheit des Vodafone-Chefs brüskiert. Aktionär Horst Steinharter sagte, die Abfindung in Höhe von 60,5 Millionen Mark für Esser sei "in höchstem Maße unanständig". Jörg Pluta, Geschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), kritisierte, dass entgegen den Zusagen die Industriesparte Atecs an Bosch und Siemens verkauft werde, statt sie an die Börse zu bringen. Bei Orange hätten die Aktionäre ein Recht auf Information und eine Abstimmung. Vodafone solle nun eine Barabfindung für die restlichen Aktien anbieten. Die Aktionäre billigten allerdings mit überwältigender Mehrheit den Verkauf der Industriesparte Atecs an Siemens und Bosch.

Derweil konnte sich der Aufsichtsrat am Montag zunächst nicht auf einen Nachfolger für Esser einigen. IG Metall-Chef Klaus Zwickel, der ebenfalls seinen Abschied aus dem Aufsichtsrat nahm, begründete die Haltung der Arbeitnehmer am Rande der Hauptversammlung mit der Befürchtung, der Standort Düsseldorf erhalte künftig nur noch Restaufgaben. Laut Zwickel entzündete sich der Streit an der Bestellung eines neuen Arbeitsdirektors im Rang eines Vorstandes. Für diesen Posten sei Werner Bock vorgesehen gewesen, derzeit Arbeitsdirektor bei den Mannesmann-Röhrenwerken. Bock sei bei einem Gespräch in Großbritannien erklärt worden, die Funktion eines Arbeitsdirektors sei entgegen der ursprünglichen Zusage von Gent nicht mehr notwendig. Der 51-jährige soll den Angaben zufolge auch weiterhin Stellvertreter von Vodafone-Chef Gent bleiben.

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