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Wirtschaft: Mannheimer-Vorstand tritt zurück

Hans Schreiber übernimmt Verantwortung für Finanzkrise

Berlin (hej). Brancheninsider hatten schon seit Wochen damit gerechnet, am Freitag wurde die Sache offiziell. In einer Pflichtveröffentlichung teilte die Mannheimer AG Holding mit, dass ihr langjähriger Vorstandschef Hans Schreiber zurücktritt. Neuer Chef ist jetzt Schreibers Vorstandskollege Lothar Stöckbauer.

Mit seinem Rücktritt zieht der streitbare, temperamentvolle Versicherungsmann die Konsequenzen aus der Schieflage des Versicherungskonzerns. Hauptgrund für die Finanzkrise ist die hoch defizitäre Lebensversicherungssparte. Die Mannheimer Lebensversicherung AG, die noch vor wenigen Jahren ihren Kunden hohe Überschussbeteiligungen versprochen hatte, hatte zum Ende des ersten Quartals stille Lasten von rund 238 Millionen Euro angesammelt. Der Grund: Der Versicherer hatte, wie viele andere auch, Wertpapiere – festverzinsliche und Aktien – zu deutlich höheren Kursen gekauft, als sie heute wert sind. Um die Lücke zu decken, braucht die Versicherung daher dringend frisches Kapital. Das soll von den Aktionären kommen. Die MannheimerHolding hatte bereits Mitte Mai eine Kapitalerhöhung zwischen 250 und 300 Millionen Euro angekündigt, die zumindest teilweise direkt von den zwei Hauptaktionären, der österreichischen Uniqa und der Münchener Rück, getragen werden soll. Beide Unternehmen haben zwar bereits ihre Zustimmung signalisiert, wollen aber nur dann zahlen, wenn die Versicherungsaufsicht das Sanierungskonzept der Mannheimer billigt.

Doch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BAFin) hat zu dem Rettungskonzept einige „kritische Fragen“ gestellt, hatte der zuständige BAFin-Direktor Thomas Steffen erst kürzlich mitgeteilt. Nun liege es an der Versicherung, weitere Vorschläge auf den Tisch zu legen. „Die Zukunft liegt zu allererst in den Händen der Eigentümer“, sagte BAFin-Sprecher Peter Abrahams am Freitag auf Anfrage. Bei der Mannheimer rechnet man mit einer Entscheidung der Behörde bis Ende dieses Monats, die BAFin wollte sich dazu aber nicht äußern.

Wenn die Kapitalerhöhung nicht zustande kommen sollte, könnte die Mannheimer der erste Fall für „Protektor“ werden. Die Versicherungsbranche hatte im vergangenen Jahr eine Versicherung speziell für solche Notfälle gegründet. Die Auffanggesellschaft soll einspringen, wenn ein Versicherer seine Zahlungsverpflichtungen nicht mehr erfüllen kann. „Protektor“ würde dann die Versicherungsverträge übernehmen und weiter führen. Konsequenz für die Versicherungskunden: Alle in der Vergangenheit aufgelaufenen und garantierten Überschussbeteiligungen bleiben den Versicherten erhalten, für die Zukunft bekommen die Kunden aber nur noch den Garantiezins. Dieser wird Anfang 2004 von 3,25 auf 2,75 Prozent gesenkt.

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