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Wirtschaft: Markt-Interventionen können den Yen nicht retten

BERLIN .Für rund zwei Mrd.

BERLIN .Für rund zwei Mrd.Dollar kaufte die amerikanische Notenbank am Mittwoch Yen.Gemäß dem simplen Gesetz von Angebot und Nachfrage stieg wegen des plötzlichen Wunsches nach der japanischen Währung ihr Kurs.Die US-Intervention überraschte die Märkte.Zwar hieß es Anfang der Woche, nur noch das Eingreifen der Politik könne dem Yen auf die Beine helfen.Doch damit rechnete niemand.Schließlich hörte man aus Japan immer wieder Beteuerungen der Politik, der Yen müsse stärker werden.Aber den Worten waren keine Taten gefolgt: Banker in Tokio erwarteten deshalb einen weiter fallenden Yen, schon war von einem kurzfristigen Kurs von 150 Yen für einen Dollar die Rede.Da taten auch beruhigende Worte von japanischen Regierungsvertretern und Bundesbank-Präsident Hans Tietmeyer nichts zur Sache.Tietmeyers Prognose, der Yen werde sich schon wieder beruhigen, blieb wirkungslos: Der Yen-Kurs fiel weiter.

Der Bundesbank-Chef hatte schon vor Jahren festgestellt, daß Interventionen am Devisenmarkt durchaus ein erfolgreiches Signal geben könnten.Nämlich dann, wenn sie im Einklang mit der grundlegenden Politik in den einzelnen Ländern stünden.

Aber genau das ist das Problem.Der freie Fall des Yen-Kurses auf den tiefsten Stand seit acht Jahren hängt mit der Einschätzung zusammen, die japanische Regierung bekomme die Rezession nicht in Griff.Dieser Krise ist indes mit einem Stützungskauf nicht beizukommen: Finden die Märkte kein Vertrauen in die Währung, ist die nächste Krise programmiert.Der wiederum wäre nur mit neuen Interventionen beizukommen.Diese Spirale kann Japan nur auf einem einzigen Weg verlassen.Dazu muß die Regierung in Tokio dafür sorgen, daß die Märkte wieder an den Erfolg des einstigen Wirtschaftswunderlandes glauben.Deshalb, so Heinrich Engelke von der Bankgesellschaft Berlin, sei damit zu rechnen, daß die japanische Regierung ihren amerikanischen Freunden umfassende Wirtschaftsreformen zugesichert hat."Wenn Japan da nichts machen sollte, war die ganze Intervention für die Katz", sagt der Devisenexperte.Jetzt müsse die Regierung die Steuern senken, um die Konjunktur anzukurbeln, und das Bankensystem entschlossen sanieren - auch auf Kosten neuer Pleiten.

Die USA hatten nach Einschätzung von Volkswirt Engelke kaum eine andere Möglichkeit, als jetzt mit Stützungskäufen den Druck vom Yen zu nehmen.Denn es drohte das, was Ökonomen als Abwertungswettlauf bezeichnen: Schließlich profitiert die Exportwirtschaft davon, daß die eigene Währung schwach ist.Sie kann nämlich ihre Produkte billiger im Ausland absetzen.Somit hätten nun auch andere Regierungen auf eine schwächere eigene Währung gesetzt, sagt Engelke."Aber so wie die Exporte billiger werden, verteuern sich die Importe - mit der Folge, daß die Absatzmärkte für amerikanische und europäische Güter in der ganzen Welt einbrechen könnten."

Dieser Prozeß der Destabilisierung ist jetzt zunächst aufgehalten - aber zu welchem Preis? Wenn die US-Notenbank Yen kauft, so verkauft sie gleichzeitig Dollar.Dadurch vergrößert sich entweder die Dollarmenge - was Inflationsgefahren birgt.Oder die Zentralbank muß der heimischen Wirtschaft die entsprechende Geldmenge wegnehmen - was der Binnenkonjunktur Fahrt nimmt.Diesen Preis hat die amerikanische Notenbank nun bezahlt, um die Exportkonjunktur vorerst zu stabilisieren.

Spekulanten können allerdings nach Angaben von Engelke nicht damit rechnen, daß die Amerikaner den Yen immer wieder retten können.Das Verhältnis zwischen Yen und Dollar ist nicht so eng, wie es zum Beispiel das zwischen den europäischen Währungen war.Relativ fixe Kurse luden beispielsweise den amerikanischen Investor George Soros ein, gegen die Zentralbanken zu spekulieren - mit dem Erfolg, daß er Milliarden verdiente.

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