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Wirtschaft: Maschinenbau und Autoindustrie profitieren vom hohen Ölpreis

Die Förderländer investieren ihre hohen Einnahmen in Infrastruktur und Autos – bestellt wird bei deutschen Firmen

Berlin Seit Wochen schon stöhnt die Wirtschaft über den hohen Ölpreis, dabei gibt es durchaus Branchen in der deutschen Industrie, die davon profitieren, dass das Öl so teuer ist. „Durch den hohen Ölpreis sind in jüngster Zeit die Auftragseingänge aus dem Nahen Osten stark gestiegen“, sagte Jochen Clausnitzer, Nahost-Experte beim Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK), dem Tagesspiegel. So habe die deutsche Exportwirtschaft im ersten Halbjahr 2004 einen Ausfuhrzuwachs von mehr als elf Prozent in die erdölproduzierenden Länder im Nahen Osten verzeichnet.

„Der Iran ist in dieser Region mittlerweile zum wichtigsten Exportmarkt für deutsche Firmen geworden“, sagt Clausnitzer. Der Auftragsboom aus dem Iran – ein Anstieg von 30 Prozent auf ein Volumen von 1,6 Milliarden Euro allein im ersten Halbjahr 2004 – sei auch durch den hohen Ölpreis zu erklären. Allen voran seien es die Maschinenbauer und Autohersteller, deren Nahost-Geschäfte durch das teure Öl anziehe.

Nach Angaben des Verbands der Automobilindustrie (VDA) hat die Zahl der verkauften Nutzfahrzeuge in diese Regionen von Januar bis Juli 2004 um rund 73 Prozent auf 16372 Stück zugenommen. Noch stärker stieg der Absatz von Pkws – um satte 110 Prozent auf 81764. So verzeichnet etwa BMW eine steigende Nachfrage aus dem Nahen Osten, vor allem im Bereich der Luxusmodelle. In den ersten acht Monaten 2004 seien im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ein Drittel mehr Autos allein nach Dubai geliefert worden, sagte BMW-Sprecher Michael Rebstock. „Durch den hohen Ölpreis ist die Finanzkraft im Nahen Osten immens gestärkt worden und von diesem Zuwachs profitieren die deutschen Autohersteller“, erklärt VDA-Sprecher Eckehart Rotter. Und das komme nicht nur der Autobranche zugute, sondern letztlich der gesamten deutschen Wirtschaft.

Das machte auch der Chef der Siemens Power Generation, Klaus Voges, vor wenigen Tagen deutlich: „Ein Ölpreis von 40 Dollar ist gut für das Geschäft“, sagte er der „Frankfurter Allgemeine Zeitung“. Denn es sind nicht nur Nobelkarossen, die von den Öldollars bezahlt werden, sondern die Länder investieren auch verstärkt in ihre Infrastruktur. So bekam Siemens Power Generation Ende Juli aus Saudi-Arabien den Zuschlag für Aufträge im Gesamtwert von 120 Millionen Euro. Für den Energieversorger Saudi Electric Company Central soll in Riad ein schlüsselfertiges Gasturbinenkraftwerk errichtet werden. „Die Ölförderländer haben durch den hohen Ölpreis mehr Einnahmen, die Wirtschaft wächst und braucht mehr Strom“, hieß es bei Siemens PG.

Auch die Maschinenbauer machen gute Geschäfte im Nahen Osten. „Die außerplanmäßigen Ausgaben der Länder in der Region schlagen sich auch in unserer Branche nieder“, sagte Klaus Friedrich von der Außenwirtschaftsabteilung des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA). Die deutschen Maschinenexporte in den Nahen Osten verzeichneten bereits in den vergangenen zwei Jahren ein sattes Wachstum: Sie stiegen von 2,7 Milliarden Euro in 2001 auf 3,3 Milliarden im Jahr 2003. Dieser Trend hat sich in diesem Jahr noch verstärkt: Allein von Januar bis April legten die Exporte der Maschinenbauer in den Nahen Osten um 15 Prozent zu. Und in der Region ist offenbar noch viel mehr zu holen. „Im Iran dürfte das Potenzial bei bis zu 1,2 Milliarden Euro liegen“, schätzt Friedrich. Große Investitionsprogramme würden dort durch die Öldollars beflügelt. Welche deutsche Unternehmen davon profitieren, will er aber nicht sagen. Denn die USA zählen den Iran zur Achse des Bösen. Und Firmen, die mit Amerika Geschäfte machen, sind nicht erpicht darauf, mit ihrem Engagement im Iran an die Öffentlichkeit zu gehen. dro/gd

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