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Maschinenbau: Wirtschaftswunder, Teil II

Der deutsche Maschinenbau wächst so stark wie zuletzt Ende der 50er Jahre – und die Aussichten sind gut. In 17 von 31 Branchen steht eine deutsche Firma an der Weltspitze.

Berlin – Zum Abschied noch eine kleine Korrektur des Präsidenten. „Wir revidieren unsere Produktionsprognose für das laufende Jahr von neun auf elf Prozent.“ Doch damit nicht genug. Dieter Brucklacher, der nach drei Jahren das Ehrenamt des Maschinenbaupräsidenten abgibt, rückte die aktuelle Geschäftslage der Tüftlerbranche am Donnerstag in historische Dimensionen. Erstmals seit 1969 erreiche der Maschinenbau ein zweistelliges Wachstum. Und es geht weiter. Für das kommende Jahr erwartet der Verband VDMA ein reales Plus um fünf Prozent. „Eine solch dynamische Wachstumsphase haben wir zuletzt im Zeitraum 1958 bis 1962 erlebt“, freute sich Brucklacher, der es selbst mit seiner Firma Leitz aus dem schwäbischen Oberkochen mit Werkzeugen für die Holzbearbeitung zum Weltmarktführer gebracht hat. Alles in allem steht in 17 von 31 Branchen eine deutsche Firma an der Weltspitze.

Im Rahmen der zweitägigen Mitgliederversammlung des VDMA in Hamburg wählt der Verband Manfred Wittenstein zum Nachfolger Brucklachers. Wittenstein, 1942 in Berlin geboren, studierte an der TU und übernahm Ende der 70er Jahre das Familienunternehmen in Igersheim bei Würzburg. Damals produzierte die Firma Dewitta Nähmaschinen für die Herstellung von Damenhandschuhen. Wittenstein baute das Unternehmen um und produziert heute mit mehr als 1000 Beschäftigten Getriebe, die unter anderem Roboter und Aufzüge antreiben.

Bei allen deutschen Maschinenbauern sind derzeit knapp 920 000 Personen beschäftigt – fast 50 000 mehr als vor einem Jahr. „Eigentlich bräuchten wir noch gut zehntausend Arbeitskräfte mehr“, sagte Brucklacher in Hamburg und spielte damit an auf den Ingenieurmangel, unter dem die Branche so stark leidet wie keine andere. Auch weil 2007 „für den Maschinen- und Anlagenbau eines der besten Jahre in der Nachkriegszeit ist“, wie Brucklacher sagte. Und da der Auftragseingang im August um 14 Prozent über dem Vorjahresmonat lag, ist er denn auch optimistisch für 2008. Bislang war der Export trotz des teuren Euros die treibende Kraft: In den ersten acht Monaten des Jahres gab es ein Plus von 18 Prozent bei den Auslandsaufträgen; aus dem Inland stiegen die Orders um 15 Prozent. Die Kapazitäten sind derzeit mit knapp 92 Prozent ausgelastet, und das Investitionsvolumen in diesem Jahr liegt mit 5,1 Milliarden Euro um rund 40 Prozent über dem Niveau von 2003.

„Insgesamt stellen wir uns auf eine langsamere, aber stabile Gangart der Weltkonjunktur ein“, resümierte Brucklacher die derzeit vorliegenden, glänzenden Daten. Die Immobilienkrise in den USA werde das Wachstum zwar etwas bremsen, „aber die Weltkonjunktur nicht notwendigerweise aus dem Tritt bringen“.

Das sieht die Europäische Zentralbank ganz ähnlich. Zwar rang sie sich am Donnerstag nicht zu einer Zinssenkung durch. Bei der Sitzung in Wien gab es jedoch auch keine Zinserhöhung, wie sie eigentlich schon für den September erwartet worden war. Nun gehen Finanzmarktkenner davon aus, dass es in diesem Jahr überhaupt keine Zinsänderung mehr geben wird; der europäische Leitzins liegt bei 4,0 Prozent. EZB-Präsident Jean-Claude Trichet äußerte sich am Donnerstag nach der Sitzung in Wien gewohnt nichtssagend. „Übermäßige Schwankungen des Wechselkurses sind kontraproduktiv für das Weltwachstum“, sagte Trichet. Ob die aktuelle Stärke des Euro respektive die Schwäche des Dollars nun eine übermäßige Schwankung sei, ließ der europäische Währungswächter offen. Die amerikanische Notenbank Fed hatte vor gut zwei Wochen den dortigen Leitzins um einen halben Prozentpunkt auf 4,75 Prozent gesenkt.

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