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Am Boden: Aus Protest gegen die Zusammenlegung mit der Air Berlin-Tochter Niki hatten sich zahlreiche Piloten und Flugbegleiter im vergangenen Herbst krank gemeldet.

© Julian Stratenschulte/dpa

Massenhafte Krankmeldungen: Schlichtungsstelle hilft Kunden von Tuifly

Individuelle Schlichtungsempfehlungen nach Krankheitswelle im Herbst. Beschwerden gegen Airlines nehmen stark zu.

Der Ärger um Air Berlin und Tuifly hat der Schlichtungsstelle für den öffentlichen Personenverkehr (SÖP) zahlreiche neue Kunden beschert. Rund 6900 unzufriedene Reisende beschwerten sich im ersten Halbjahr bei der Einrichtung, verglichen mit dem Vorjahreszeitraum ein Anstieg um 27 Prozent. Den Löwenanteil machten dabei Beschwerden über ausgefallene oder verspätete Flüge aus. Hier stieg die Zahl der Fälle um 31 Prozent auf rund 5300 Anträge, wie aus dem Halbjahresbericht der Schlichtungsstelle hervorgeht. Die Einrichtung mit Sitz in Berlin kümmert sich um Probleme von Reisenden mit Fluggesellschaften, Bahn-, Bus- und Schiffsunternehmen. Die Arbeit der SÖP ist für Verbraucher kostenlos.

Air Berlin und Tuifly im Fokus

Hatte die SÖP bei ihrem Start 2009 gerade einmal mit neun Unternehmen zusammengearbeitet, so sind es heute rund 350, darunter alle deutschen Airlines sowie viele internationale Fluggesellschaften wie Ryanair, Easyjet oder Wizz Air. Die stark gestiegene Zahl der Beschwerden von Flugpassagieren dürfte unter anderem auf die zahlreichen Ausfälle und Verspätungen bei Air Berlin zurückzuführen sein. Aber auch die massiven Krankmeldungen bei Tuifly im vergangenen Herbst schlagen sich offenbar nieder.

Massenhafte Krankmeldungen

Aus Protest gegen die geplante Zusammenlegung mit der Air Berlin-Tochter Niki hatten viele Piloten und Flugbegleiter die Arbeit niedergelegt und sich krank gemeldet. An mehreren Tagen fielen Flüge aus. Vor dem Europäischen Gerichtshof sind Klagen anhängig, in denen Passagiere Schadensersatz für die Ausfälle fordern. Tui hatte Ausgleichzahlungen nach der EU-Fluggastverordnung vor Gericht mit dem Argument abgelehnt, dass es sich bei den Krankmeldungen um wilde Streiks und damit um höhere Gewalt gehandelt habe. Andernfalls hätten den Reisenden Entschädigungen von 250 bis 600 Euro – je nach Entfernung – zugestanden. Im Rahmen des Schlichtungsverfahrens konnte die SÖP in jedem Einzelfall eine Schlichtungsempfehlung erarbeiten, die dem individuellen Sachverhalt der jeweiligen Beschwerde Rechnung trug. Somit konnten neben der Entschädigung für verspätete oder annullierte Flüge etwa auch die Kosten für Betreuungsleistungen direkt berücksichtigt werden. „Wir konnten in all den Fällen einen interessengerechten Ausgleich finden und vorschlagen“, sagte SÖP-Geschäftsführer Heinz Klewe dem Tagesspiegel. Zu 81 Prozent seien die Schlichtungsempfehlungen sowohl von den Verbrauchern als auch von Tuifly angenommen worden. „Die Rückmeldungen der Beschwerdeführer sind ausgesprochen positiv, konnte doch auf schnellem Wege und ohne finanziellen Aufwand die Kundenzufriedenheit wieder hergestellt werden“, so Klewe.

1200 Beschwerden gegen die Bahn

Die Beschwerden gegen die Bahn blieben mit rund 1200 Fällen nahezu unverändert, einen kräftigen Anstieg gab es bei Fernbusreisenden (plus 29 Prozent, 200 Fälle) und Nahverkehrsnutzern (plus 36 Prozent). Das liegt vor allem daran, dass zahlreiche Nahverkehrsunternehmen der SÖP neu beigetreten sind.

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