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Wirtschaft: Massiver Protest gegen Gasag-Vorstand

Betriebsrat und Gewerkschaften sehen keinen Grund für massiven Stellenabbau Berlin (chi).Die nun durchgesickerten Pläne des Gasag-Vorstandes, die Zahl der Mitarbeiter bis Ende 1998 auf dann nur noch 1400 zu halbieren und damit den bisher mit dem Betriebsrat vereinbarten Stellenabbau bei weitem zu überschreiten, hat am Freitag zu massiven Vorwürfen der zuständigen Gewerkschaften ÖTV und DAG an die Adresse des Berliner Senates geführt.

Betriebsrat und Gewerkschaften sehen keinen Grund für massiven Stellenabbau Berlin (chi).Die nun durchgesickerten Pläne des Gasag-Vorstandes, die Zahl der Mitarbeiter bis Ende 1998 auf dann nur noch 1400 zu halbieren und damit den bisher mit dem Betriebsrat vereinbarten Stellenabbau bei weitem zu überschreiten, hat am Freitag zu massiven Vorwürfen der zuständigen Gewerkschaften ÖTV und DAG an die Adresse des Berliner Senates geführt.Der Landesverbandsleiter der Deutschen Angestellten-Gewerkschaft (DAG), Hartmut Friedrich, der auch einen Sitz im Gasag-Aufsichtsrat hat, sprach von einer "Kurzschluß- und Panikreaktion" des Gasag-Vorstandes im Vorfeld der vom Senat geplanten Privatisierung des Unternehmens.Betriebswirtschaftlich sei dieser Stellenabbau nicht zu begründen.ÖTV-Chef Kurt Lange warf dem Gasag-Vorstand vor, "nach Gesprächen mit der Finanzsenatorin im vorauseilendem Gehorsam zu versuchen, durch eine drastische Personalreduzierung die Attraktivität der Gasag für potentielle Käufer des Landespaketes erhöhen zu wollen." Beide forderten den Senat auf, seinen Einfluß als Mehrheitsaktionär gegen die Pläne des Vorstandes geltend zu machen.Das Land Berlin hält noch 51,2 Prozent der Gasag-Anteile. Das Unternehmen selbst wollte sich am Freitag zu den Plänen nicht äußern.Der Vorstand verwies auf eine für Montag anberaumte Betriebsversammlung.Wie der Vorsitzende des Gasag-Betriebsrates, Rainer Suhr, auf Anfrage unterdessen erläuterte, hätte der Vorstand im Wirtschaftsausschuß den Stellenabbau mit neu entstandenen Absatz- und Preisrisiken im Gefolge der gestiegenen Weltmarktpreise und der geplanten Liberalisierung der Gasmärkte in Europa begründet.Dies sei aber "wenig überzeugend" gewesen, so Suhr."Wir müssen annehmen, daß das Unternehmen rasch kosmetisch verschönert werden soll".Ein weiteres Argument der Geschäftsführung war - laut Informationen von ÖTV-Chef Kurt Lange - das sogenannte "Spreegas-Urteil".Mit diesem Urteil von Januar hatte das Berliner Kammergericht eine Mißbrauchsverfügung des Kartellamtes bestätigt, das der Spreegas vorgeworfen hatte, zu hohe Gaspreise zu verlangen.Nach diesem "Musterurteil" befürchtet man in der Branche nun ähnliche Verfahren gegen andere Gasversorger.Nach Angaben der ÖTV habe der Gasag-Vorstand mitgeteilt, daß die Risiken auf einen Ertragsrückgang in Höhe von 200 Mill.DM bewirken könnten.Die chronisch defizitäre Gasag hatte für 1995 ein Minus von 106 Mill.DM ausgewiesen. Lange warf dem Gasag-Vorstand vor, mit vorgeschobenen Argumenten zu operieren."Im Energiegeschäft ist eine langfristige Planung möglich.Alle nun genannten Faktoren hätte der Vorstand bei seiner Strategieplanung schon im letzten Jahr einbeziehen können", sagte Lange dem Tagesspiegel.Bei dem geplanten Stellenabbau sei zu befürchten, daß betriebsbedingte Kündigungen nicht zu umgehen sein werden, der Gasag-Vorstand also von seinem bisherigen Grundsatz eines sozialverträglichen Stellenabbaus abweiche.Geplant sei auch, Dienstleistungsbereiche auszulagern.Damit aber, so Lange, verstoße der Vorstand gegen die Satzung.Die Arbeitnehmervertreter hätten nun eine außerordentliche Sitzung des Aufsichtrates für den 7.März beantragt. Von seiten des Senates wollte am Freitag niemand zu den Plänen Stellung nehmen.Im Büro der Finanzsenatorin hieß es, Frau Fugmann-Heesing werde sich am Montag über die Pläne informieren lassen.Der Sprecher verwies allerdings darauf, daß bislang noch keine Grundsatzentscheidung über eine Privatisierung der Gasag gefallen sei.

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