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Wirtschaft: Maut startet am Freitag – im Warnowtunnel

In Rostock geht das erste private Verkehrsprojekt in Betrieb

Rostock. Während Lkw noch mindestens bis November mautfrei über Deutschlands Autobahnen fahren dürfen, werden in Rostock von Freitag an Autofahrer zur Kasse gebeten. Dann soll der Warnowtunnel feierlich eröffnet werden, das erste privat finanzierte Verkehrsprojekt in Deutschland. Der Tunnel zwischen den nordwestlichen Rostocker Stadtteilen und Warnemünde sowie dem Hafen östlich der Warnow soll vor allem die Innenstadt entlasten. Wer den Tunnel nutzt, spart rund 30 Kilometer Umweg. Ein Pkw-Fahrer muss künftig für eine Durchfahrt zwischen zwei und 2,50 Euro bezahlen, Lkw-Fahrer zwischen zehn und 17,50 Euro.

Hinter den Kulissen wird allerdings noch darüber verhandelt, welche Kosten die Warnowquerung GmbH & Co. KG (WQG) über die Maut wieder eintreiben darf. Die Hansestadt Rostock und das Bundesverkehrsministerium verhandeln angeblich über einen Zuschuss von rund 20 Millionen Euro aus Steuergeldern. Offiziell will keiner der Beteiligten diese Summe bestätigen, damit kein Makel auf das Pilotprojekt fällt. Kritiker bezweifeln aber ohnehin längst, ob der Tunnel so viele Fahrer anlockt, wie einst prognostiziert.

WQG-Geschäftsführer Stephan Schneider rechnet damit, dass „20 000 bis 25 000“ Fahrzeuge am Tag durch die 790 Meter lange Doppelröhre fahren werden, die elf Meter unter der Warnow versenkt wurde. Schneider erzählt, dass sein Unternehmen in den vergangenen vier Jahren 220 Millionen Euro für das Projekt aufgebracht hat. Wann es mit seinen rund 30 Mitarbeitern schwarze Zahlen schreiben will, ist laut Schneider Betriebsgeheimnis. 30 Jahre hat er Zeit – dann endet der Konzessionsvertrag über das wirtschaftliche Eigentum am Tunnel, der dann kostenfrei an die Stadt fällt.

„Wir sind in der Diskussion mit dem Verkehrsministerium über die Anrechenbarkeit von Ausgaben der WQG auf die Maut“, sagt Rostocks Wirtschaftssenator Dieter Schörken (CDU). Das Problem: Offiziell wird die Maut als Gebühr definiert. Die WQG darf daher beispielsweise nicht nachts die Autos kostenlos durch den Tunnel lassen, obwohl die Gebühren kaum die Kosten für die Kassierer einspielen werden. Werbewirksame Einführungspreise zu Beginn sind ebenfalls nicht erlaubt. Außerdem darf die WQG nicht alle Kosten in die Berechnung der Maut einbeziehen, zum Beispiel weil ein neuer Tunnelzubringer auch von Anwohnern befahren werden kann, die nicht durch den Tunnel wollen.

Wenn das Pilotprojekt Warnowtunnel Nachahmer finden soll, müssten private Straßen-, Tunnel- oder Brückenbetreiber juristisch gesehen Preise verlangen dürfen, so Schörken. Eine feste Maut wie für den Warnowtunnel sei eigentlich zu unflexibel.

Johann Georg Jäger von den Rostocker Bündnisgrünen zweifelt jedoch inzwischen daran, dass wirklich 20 000 Autofahrer den Tunnel täglich nutzen werden. In der Innenstadt seien schließlich längst die meisten Stau verursachenden Nadelöhre beseitigt. Außerdem seien im Hafen keineswegs so viele Arbeiter wie erhofft beschäftigt, die durch den Tunnel zum Job kommen müssten. Auch der Umschlag des Überseehafens ziehe nicht übermäßig viele Lkw an.

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