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Wirtschaft: McKinsey rät zu Produktionsverlagerung

Deutsche Unternehmer könnten durch Expansion ins Ausland ihre Kosten um 40 Prozent senken

Frankfurt am Main – Deutsche Unternehmen verstehen es offenbar nicht, die Chancen der globalen Märkte richtig zu nutzen – und dabei verspielen sie nicht nur eine Menge Geld, sondern verhindern letztlich auch die Schaffung neuer Arbeitsplätze. Zu diesem Ergebnis kommt zumindest eine Studie der Unternehmensberatung McKinsey und der Technischen Universität Darmstadt, die am Mittwoch in Frankfurt vorgestellt worden ist. Im Mittelpunkt der Studie stehen die Automobilzulieferer-, Elektronik- und Maschinenbauindustrie.

Laut Studie sind die Unternehmer oft nur schlecht auf ein Engagement im Ausland vorbereitet. Die Wettbewerbs- und Kostensituation vor Ort werde nicht ausreichend analysiert. Dabei sei ein „optimiertes globales Produktionsnetz“ entscheidend, sagt Professor Eberhard Abele von der TU Darmstadt. Denn wenn das funktioniere und alle Standortvorteile optimal genutzt werden, könnten die Fertigungskosten mittel- bis langfristig um 40 Prozent gesenkt werden. Bislang hätten deutsche Firmen auf diesem Weg aber nur zehn Prozent oder weniger eingespart. „Viele Unternehmen bewegen sich oft erst sehr spät und setzen Änderungen zu langsam um“, kritisiert Abele. Allein die Verlagerung von Maschinen ins Ausland sei zu wenig. „Um eine weltweite Produktion optimal zu nutzen, müssen die Firmen auch ihre Fertigungsprozesse und die Produktkonstruktion überdenken und anpassen.“

Ein weiteres Ergebnis der Studie ist, dass ein erfolgreiche Internationalisierung auch zu neuen Jobs in Deutschland führt – besonders bei der Herstellung hochwertiger Güter sowie in den Bereichen Forschung und Entwicklung. In manchen Sparten, etwa bei einfacheren Automobilkomponenten, sei der Standort Deutschland schon heute nicht mehr wettbewerbsfähig. „Es sei denn, wir würden Löhne und Gehälter auf ein Drittel des heutigen Niveaus senken. Aber das ist keine Alternative“, sagt McKinsey-Direktor Raimund Diederichs.

Das sieht die IG Metall genauso. „Wenn wir uns auf einen Lohnkostenwettbewerb einlassen, dann werden wir verlieren“, sagte Siegfried Roth, Ressortleiter Branchenpolitik bei der IG Metall, dem Tagesspiegel. Deswegen hat die Gewerkschaft auch die Initiative „Besser statt billiger“ ins Leben gerufen. „Wir müssen in Innovationen investieren, um uns einen Standortvorteil zu sichern“, sagt Roth.

Innovation und Expansion – beides hängt eng zusammen. Denn eine Verlagerung vor allem nach Asien, Osteuropa und Nordamerika ist für deutsche Unternehmen der Schlüssel zur Sicherung der Produktion im Inland, heißt es in der Studie. Das Wachstum auf den Märkten in Westeuropa ist nur noch begrenzt möglich, während die Märkte in China und Indien noch auf Jahre hinaus ordentlich zulegen werden. Der Vertrieb vor Ort allein genüge allerdings nicht, die Unternehmen müssten auch dort fertigen. „Das bedeutet voraussichtlich zwar den weiteren Abbau einfacher, arbeitsintensiver Tätigkeiten im Inland. Gleichzeitig würde es aber Entwicklung und Produktion spezialisierter, höherwertiger Güter vorantreiben“, glaubt Diederichs. Und damit in diesen Bereichen auch neue Arbeitsplätze entstehen lassen. Die jahrzehntelange gewachsene Verzahnung von Prozess-, Produktentwicklung und Fertigung sei dabei ein Standortvorteil Deutschlands.

So habe sich die Ausfuhr von hochwertigen Werkzeugmaschinen, Fahrzeugen und Luxusartikeln etwa nach China seit 1999 verdreifacht. Gleichzeitig sei die Zahl der Beschäftigten etwa in der deutschen Automobilindustrie um zehn Prozent gestiegen.

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