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Schluss mit Show. Silvio Berlusconi sitzt bei einer TV-Show neben der Miss Italia des Jahres 2008, Miriam Leone.

© picture-alliance/ dpa

Medienkonzern Mediaset schwächelt: Berlusconis Geldautomat stottert

Silvio Berlusconis Fall als italienischer Regierungschef schlägt auf seinen Medienkonzern durch: Die Aktie von Mediaset verliert die Hälfte ihres Werts.

Zweihundert Millionen Euro. So viel Geld hat die Familie Berlusconi jedes Jahr an ihrer Holding Fininvest verdient. Doch 2011 gibt es keine Dividende, zum ersten Mal seit zehn Jahren nicht. Die Krise macht sich auch im privaten Reich Berlusconis bemerkbar – vor allem in seinem Fernsehimperium. Und das besonders heftig, seit Berlusconis Ende als Regierungschef immer näher rückte: In den letzten sechs Monaten haben die Aktien seines TV-Konzerns Mediaset die Hälfte ihres Werts verloren; allein innerhalb der vergangenen drei Krisentage hat Mediaset mehr als 500 Millionen Euro an der Börse eingebüßt. Gut die Hälfte dieses Verlusts tragen Kleinanleger, die sich in der Hoffnung auf Berlusconis Prosperität bei Mediaset eingekauft haben.

Fininvest, das war bisher Berlusconis Geldautomat. Ihm persönlich gehören knapp zwei Drittel davon; den Rest hat er auf seine fünf Kinder aufgeteilt, beinahe gleichmäßig, mit leichter Schlagseite allerdings für Marina (45) und Piersilvio (42), Tochter und Sohn aus erster Ehe, die ja auch im Management des Familienmultis tätig sind. Marina Berlusconi, wohl die Härteste in der ganzen Truppe, gilt dem amerikanischen Magazin „Fortune“ heute gar als die zwölftmächtigste Frau der Welt. Außerhalb der USA jedenfalls.

Zu Fininvest gehört der Fußball-Erstligist AC Milan, der finanziell ein Zuschussbetrieb ist, aber dem Regierungschef immer hohe Popularitätsgewinne eingetragen hat. Zur Holding gehört auch ein gutes Drittel der Banken- und Versicherungsgruppe Mediolanum. Auch auf dem Buch- und Zeitschriftenverlag Mondadori, dem größten in Italien, lag Berlusconi bisher sehr weich gebettet.

Jetzt aber reißt ausgerechnet Mondadori ein tiefes Loch in die Kasse. Italiens oberste Richter haben rechtskräftig festgehalten, dass Berlusconi den Verlag vor 20 Jahren durch die Bestechung eines Richters an sich gerissen hat; jetzt musste er seinem unterlegenen Konkurrenten Carlo De Benedetti einen Schadenersatz von 564 Millionen Euro überweisen. Das sei „politisch motivierte Enteignung“, poltert Mondadori-Chefin Marina Berlusconi nun schon monatelang und hofft, das Kassationsgericht in letzter Instanz möge ihr das Geld zurückholen.

Zu Fininvest gehören direkt und indirekt kleinere Gesellschaften, die das familiäre Immobilienimperium von Italien bis zu den Bahamas verwalten, oder jener „Dolcedrago“ („Süßer Drache“), der Berlusconis Riesenvilla auf Sardinien pflegt. Diese Gesellschaft macht natürlich andauernd Verluste – dafür zahlt die Villa umso weniger Steuern. Überhaupt hat Fininvest gerne auch an den allgemeinen Steueramnestien teilgenommen, die Silvio Berlusconi als Regierungschef erlassen hat. Insbesondere 2003, da gab es gegen eine geringe Gebühr die Möglichkeit, einen „Grabstein“ – wie es hieß – über alle früheren Steuerschulden zu breiten. Nach undementierten Medienberichten zahlte Berlusconis Konzern 1800 Euro und sparte 120 Millionen. Und das war schon die zweite Rettung des Imperiums. Die erste bestand in Berlusconis Einstieg in die Politik. Damals, 1993/94, war sein Konzern mit 2,5 Milliarden Euro verschuldet. „Wenn ich nicht in die Politik gegangen wäre“, sagte Berlusconi später, „hätten sie mich verhaftet oder ich hätte Pleite gemacht.“

Berlusconis größte Macht ruht seither auf Mediaset, das mit seinen drei landesweiten Fernsehprogrammen und einem Bezahlsender knapp 40 Prozent des italienischen TV-Markts kontrolliert. Ein etwas geringerer Anteil ist in den Händen der staatlichen „Mamma Rai“ geblieben; aber auch dort hat in den meisten Programmen Berlusconi das Sagen.

Nur einer hat es geschafft, in diese für Berlusconi so heile Doppelwelt von Mediaset und Rai einzubrechen: der australische Rupert Murdoch mit seinem Satellitenfernsehen Sky. Das wurde natürlich bestraft. Während die Abonnenten von Sky ihren Satellitendecoder privat bezahlen müssen, förderte Berlusconis Regierung mit 220 Millionen Euro den Verkauf jener Empfangsgeräte für terrestrisches Digitalfernsehen, über das Mediaset und Rai sich verbreiten.

Und dann gibt’s noch eine echt italienische Besonderheit: Während der Zuschaueranteil von Mediaset sich im Abwärtstrend befindet und inzwischen unter 40 Prozent liegt, zieht Berlusconis Konzern mehr als 60 Prozent der italienischen Fernsehwerbung an sich. An den gemeinen Regeln der Werbelogik geht das zwar vorbei, aber wer achtet schon darauf, wenn er auf mögliche politische Gewinne schielt. Solche aber sind künftig wohl nicht mehr zu erwarten – und das ist ein weiterer Unsicherheitsfaktor für Mediaset & Co.

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