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Wirtschaft: Medienmogul im Internet: Kirch will seine Filme online senden

Spätestens Anfang 2001 will die Unterföhringer Kirch-Gruppe mit einem eigenen Internetportal für Unterhaltungsangebote online gehen. Ziel des Unternehmens ist es, die Kirch-Archive aufzubereiten und Internet-tauglich zu machen.

Spätestens Anfang 2001 will die Unterföhringer Kirch-Gruppe mit einem eigenen Internetportal für Unterhaltungsangebote online gehen. Ziel des Unternehmens ist es, die Kirch-Archive aufzubereiten und Internet-tauglich zu machen. Zudem soll ein großer Handelspartner mit ins Boot kommen, um elektronischen Handel zu integrieren. In der Branche wird jetzt über ein Zusammengehen mit dem Murdoch-Sender tm3 spekuliert.

"Das Web ist reif für bewegtes Entertainment", sagte der Vorstandssprecher der Münchner Kirch New Media AG, Rainer Hüther, in München bei der Vorstellung der Unternehmensstrategie. Geschäftsaufbau, Werbung und Beteiligungen an kleinen Internet-Schmieden dürften binnen drei Jahren eine Milliarde Mark kosten. Die Hälfte davon entfalle auf die Werbung, so Hüther.

Da das neue Internetportal, dessen Name noch nicht offenbart wurde, vorwiegend auf den vom Medienkaufmann Leo Kirch beherrschten TV-Sendern Sat 1, Pro 7, Kabel 1, DSF und Premiere beworben wird, bleibt ein großer Teil der Anlauffinanzierung im eigenen Konzern. Im Vergleich zu Wettbewerbern komme die New Media mit ihrem Angebot zwar "spät, aber technisch genau richtig", verteidigte sich Hüther. Weil immer schnellere Internet-Zugänge verfügbar seien, könnten nun auch bewegte Bilder über diesen Kanal gesendet werden. Gleichwohl sei derzeit nicht geplant, ganze Spielfilme abrufbar zu machen. Für den Anfang biete Kirch New Media Clips von zwei bis vier Minuten Länge. Derartige Filmsequenzen sollen in Rubriken wie Spielfilme, Musik, Sport oder Nachrichten gegliedert und um Online-Spiele angereichert werden. Hüther will dazu nicht nur auf die Kirch-Archive zurückgreifen, sondern auch mit den zum Firmenimperium zählenden TV-Sendern kooperieren. Die Online-Angebote von Pro Sieben oder Sat 1 blieben aber erhalten. Um elektronischen Handel zu integrieren, verhandele die New Media bereits mit Branchengrößen wie Karstadt-Quelle.

Mit dem ehemaligen Frauenkanal tm3 führe Kirch New Media dagegen keine Gespräche. Derzeit ist dieser Sender im Besitz von Kirchs Geschäftspartner Rupert Murdoch und wird umgebaut. Dies sei jedoch nicht Aufgabe von Kirch New Media, blockte Hüther ab. Dem Vernehmen nach soll tm3 umbenannt und zu einem Internet-Sender umgebaut werden. Kirch habe durchaus Interesse an einem Einstieg oder einer Übernahme des Senders, hatte der Konzern zuletzt eingeräumt.

Da auch tm3 für den Jahreswechsel seinen Neustart anpeilt, wird in der Branche nun über eine Verknüpfung zu Kirch New Media spekuliert. Ohne Verbindung zu tm3 peilt er im ersten Geschäftsjahr mit seiner New Media einstellige, 2002 zweistellige Millionenumsätze an. Bereits 2004 will er bei einem ungenannten Umsatzvolumen operativ die Gewinnschwelle überschreiten. Quelle dafür sei Internetwerbung, aber auch die Lizenzierung von Internet-Programmen und technische Dienste sowie Provisionsgeschäfte im Zuge von elektronischem Handel.

Einen Börsengang hat die New Media nicht im Visier. Sie sei kein klassischer Start-up und baue erst Geschäft auf, so Hüther. Unterhaltung per Internet stehe hier zu Lande mit geschätzt bis zu 30 Millionen Internetnutzern vor dem Durchbruch; vor allem Unterhaltung rücke in der Gunst der Surfer dabei immer weiter nach vorne. Aktuell ist die Internetfirma mit ihren 100 Mitarbeitern, die bis Jahresende um 50 Personen aufgestockt werden sollen, ein relativ kleines Licht im Kirch-Imperium und diversen Konzerngesellschaften zugeordnet. Die Hälfte der Anteile hält die Konzernholding für Bezahlfernsehen, Kirch Pay TV. Der Rest ruht bei der Pro Sieben Sat 1 Media (30 Prozent), der Kirch Media (15 Prozent) sowie der DSF GmbH (fünf Prozent).

tmh

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