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Wirtschaft: Medikamente statt Luxus

Warum ein Immobilienmanager den Krankenkassen ein Geschäftshaus in Berlin nicht verkaufen will.

Berlin - Eigentlich müsste Valentin Helou sehr zufrieden sein. Vor gut zwei Jahren hat die Immobilienfirma seines Vaters ein halb fertiges Bürohaus in Berlin gekauft, und Helou, zuvor Unternehmensberater in New York, übernahm die Projektleitung. Jetzt hat der Mieter das „Palais am Deutschen Theater“ in Berliner Bestlage bezogen. Kolportierte Miete: drei Millionen Euro jährlich. Der Mieter – der Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenkassen – möchte das Palais, ein architektonisches Wunderwerk samt LED-Lichtanlage und Unterputz-Lautsprechern, sogar kaufen. Die entsprechende Option hatte er sich in den Vertrag schreiben lassen, finanzieren müssten den Preis von 70 oder gar 80 Millionen Euro auch die Mitglieder, also die gesetzlichen Krankenkassen. Die wiederum würden sich die Kosten wahrscheinlich bei den Versicherten zurückholen.

Das findet Immobilienunternehmer Helou allerdings fragwürdig, weshalb der Mathematiker, dessen Vater Arzt ist, in die Offensive ging: Die Kassen sollten besser Medikamente kaufen. Das klingt ehrenwert, aber der 36-jährige gibt zu: Seine Firma würde das Palais gern im Portfolio behalten. Ein Verkauf entspräche weder der Firmenphilosophie, sich langfristig zu engagieren, „noch dem Interesse unserer Investoren“.

Es habe ihn auch „irritiert“, dass der Verband die Kaufoption tatsächlich ziehen möchte. Viel Zeit hat Helou, der seine amerikanische Frau im Studium in den USA kennengelernt und mit ihr zwei Kinder hat, am Donnerstag nicht – er muss zur Kita, den Sohn abholen. Der Kaufpreis würde nach einem komplexen Verfahren ermittelt, „und es ist aus Sicht der GKV ökonomisch nicht nachvollziehbar, diese Option zu ziehen“, sagt Helou. Beim Spitzenverband der Krankenkassen heißt es wiederum, der Erwerb lohne sich. Dass kaufen besser als mieten sei, zeige doch allein die Tatsache, dass der Investor nicht verkaufen wolle. Corinna Nohn (HB)

Corinna Nohn (HB)

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