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Wirtschaft: Medikamente zu Dumping-Preisen: Erste Internet-Apotheke Europas bietet Arzneimittel bis zu 40 Prozent günstiger an als deutsche Apotheken

Die deutschen Apotheken haben Konkurrenz bekommen: Vor wenigen Tagen wurde mit www.0800DocMorris.

Die deutschen Apotheken haben Konkurrenz bekommen: Vor wenigen Tagen wurde mit www.0800DocMorris.com die erste Internet-Apotheke Europas eröffnet. Vom niederländischen Unternehmenssitz Kerkrade aus will sie rezeptpflichtige Arzneimittel zu europaweit einheitlichen Niedrigpreisen anbieten - und das in deutscher, englischer und niederländischer Sprache, rund um die Uhr.

Im Startsortiment von DocMorris sind 350 Medikamente. Das Unternehmen konzentriert sich auf Langzeitmedikamente, darunter Arzneimittel für die Reiseapotheke, Rheuma- und Heuschnupfenmitteln und die Antibabypille. Rezeptflichtige Medikamente werden nach Unternehmensangaben nur ausgehändigt, wenn ein gültiges Rezept zugeschickt wird. Anschließend werden die Medikamente per Bote innerhalb von 48 Stunden zugestellt. Der Kunde bezahlt per Scheck oder EC-Lastschrift. Ab Sommer soll auch die Zahlung per Kreditkarte möglich sein.

DocMorris will bis Ende 2000 einen Kundenstamm von 50 000 Patienten aufbauen und eine Umsatz von 4,5 Millionen Euro erwirtschaften. "Durch unser Konzept können Patienten und Krankenkassen ihre Gesundheitsbudgets optimieren", sagt der niederländische Apotheker Jacques Waterval, einer der Mitinitiatoren der Internet-Apotheke. Sein Ziel ist es, mehr Wettbewerb in den von nationalen Monopolen geprägten EU-Markt zu bringen.

Dass es sich lohnt, zeigt ein Blick auf den deutschen Arzneimittelmarkt. Deutsche Apotheken machten im vergangenen Jahr nach Angaben der Bundesvereinigung deutscher Apothekerverbände (Abda) einen Umsatz von 50,3 Milliarden Mark. Davon zahlten allein die gesetzlichen Krankenkassen 70 Prozent. 785 Millionen Medikamente wurden in Deutschland im vergangenen Jahr verordnet, das sind neun pro Kopf der Bevölkerung. In Deutschland unterliegen verschreibungs- und apothekenpflichtige Medikamente - sie machen 62 Prozent des Arzneimittelmarktes aus - der Arzneimittelverordnung und sind daher preisgebunden. In Ländern, die diese Preisbindung nicht haben, können Medikamente erheblich günstiger verkauft werden.

Von diesem Preisgefälle will DocMorris profitieren. Denn nach der kürzlich verabschiedeten E-Commerce-Richtlinie der EU unterliegt die in den Niederlanden ansässige Apotheke nationalem Recht. Eine Preisbindung gibt es in den Niederlanden nicht, darüber hinaus dürfen Medikamente auch im Versandhandel vertrieben werden. Deutschen Apothekern ist das durch Gesetz verboten.

DocMorris will Medikamente "zwischen 20 und 40 Prozent" günstiger anbieten als deutsche Apotheker. Der Impfstoff Twinrix gegen Hepatitis beispielsweise kostet bei DocMorris 84 Mark statt 129,62 Mark in deutschen Apotheken. Um die nötige Sicherheit für Kunden zu gewähren, hat die Internet-Apotheke ein Forum aus Apothekern, Ärzten und Biologen eingesetzt, die Patienten auf Wunsch beraten. Wer will, kann sich darüber hinaus ein persönliches Gesundheitsprofil auf der Homepage erstellen lassen.

Der deutsche Apotherkerverband Abda hält das Projekt Internet-Apotheke für rechtlich unzulässig. "Die E-Commerce-Richtlinie bestätigt, dass das Versandverbot von Arzneimitteln in Deutschland auch künftig aufrechterhalten werden darf", sagte Abda-Präsident Hans-Günter Friese am Dienstag. Das gelte auch für den Versandhandel von Arzneimitteln nach Deutschland. Wenn trotzdem Medikamente aus dem Ausland nach Deutschland eingeführt würden, sagt Friese, sei es "Sache der Aufsichtsbehörden, dagegen einzuschreiten".

pet

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