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Wirtschaft: Mega-Bankenfusion vor dem Durchbruch

NEW YORK/FRANFURT/MAIN (pf/AP).Die Deutsche Bank steht in den Verhandlungen über eine Übernahme des US-Investmenthauses Bankers Trust kurz vor dem Abschluß.

NEW YORK/FRANFURT/MAIN (pf/AP).Die Deutsche Bank steht in den Verhandlungen über eine Übernahme des US-Investmenthauses Bankers Trust kurz vor dem Abschluß.Der Vorstand von Deutschlands größter Bank werde Sonntag mit den Topmanagern der achtgrößten US-Bank zusammenkommen, um die Details des Megadeals zu besprechen, wie Bankers Trust am Montag in New York erklärte.Deutschlands Branchenprimus biete 93 US-Dollar je Aktie und damit 15,75 Dollar über dem Kurswert des US-Instituts vom Freitag.Seit Wochen kursierten bereits entsprechende Gerüchte.

Jüngste Berichte vom Wochenende, die Deutsche Bank wolle Bankers Trust für umgerechnet 15 Mrd.DM übernehmen, ließen den Aktienkurs des Branchenführers um fünf Prozent klettern.Die Kursphantasie wurde durch den Umstand angeheizt, daß mit diesem "Megadeal" die größte Bank der Welt mit einer Bilanzsumme von mehr als 800 Mrd.Dollar entstehen würde."Dies ist aber nicht das Ziel von Vorstandschef Rolf Breuer, sondern allenfalls ein Nebeneffekt", wurde in der Branche kolportiert.

Laut "Financial Times" arbeitet die Deutsche Bank rund um die Uhr an der Fusion.Diese wäre die größte Übernahme einer US-Bank durch ein ausländisches Finanzinstitut.Nach übereinstimmenden Informationen von "Washington Post" und "FT" war der Bankers-Trust-Vorstand am Sonntag zusammengetreten, um über die Einzelheiten der Übernahme zu beraten.Die "FT" berichtete zudem, der Vorstand der Deutschen Bank habe das Geschäft bereits am Sonnabend erörtert.Bankers Trust verfügt über Vermögenswerte von 156,3 Mrd.Dollar.

Trotz der optimistischen Zeitungsberichte gibt es im deutschen Kreditgewerbe Stimmen, die Zweifel haben."Bankers Trust ist nicht der Wunschkandidat der Deutschen Bank", heißt es bei der Konkurrenz.Der Vorstand der Deutschen Bank stehe aber derart unter Zugzwang, daß auch eine nicht optimale Lösung in Kauf genommen werde.

Breuer hatte sich mehrfach zu Übernahmeplänen in den USA geäußert.Erst im September hatte er jedoch die amerikanische Investmentbank J.P.Morgan als Wunschkandidatin bezeichnet.Im Gegensatz zu J.P.Morgan ist Bankers Trust aber weniger auf die Geschäftsfelder "Übernahme und Fusionen" spezialisiert.Bankers Trust betreibt mit mittleren und kleineren Unternehmen Investmentbankgeschäfte und ist im großen Stil im Risikoanleihegeschäft tätig.Aufgrund der Finanzkrise in Asien, Rußland und Lateinamerika und des Beinahe-Zusammenbruchs des US-Risikofonds Long Term Capital mußten hohe Verluste verzeichnet werden.Allein für das dritte Quartal wurden 488 Mill.Dollar Miese ausgewiesen.Mit dem Kauf von Bankers Trust würde die Deutsche Bank ihre globale Stellung festigen und in den USA schneller im Investmentbanking Fuß fassen.Versuche, ein eigenes Investmentbusiness aufzubauen, sind den Frankfurtern nicht gelungen.Das Vordringen der Deutschen Bank könnte andere Institute unter Zugzwang bringen.Die Chase Manhattan Corporation hatte mehrfach mit Crédit Suisse zwecks einer Zusammenlegung verhandelt und auch nach dem führenden Maklerhaus Merrill Lynch & Co die Fühler ausgestreckt.Als potentielle Chase-Partner gelten auch Lehman Brothers Holding Inc, Donaldson Lufkin & Jenrette und Paine Webber.

Wie aus New Yorker Verhandlungskreisen zu hören war, soll der Verwaltungsratsvorsitzende von Bankers Trust, Frank Newman, bei der neugeschaffenen Investmentbanking-Tochter der Deutschen Bank in den Vorstand Einzug halten.Bankers Trust beschäftigt weltweit 20 539 Mitarbeiter.Schon vor Abschluß der jüngsten Übernahmeverhandlungen wurden Entlassungen erwogen.Wie viele der global tätigen Finanzhäuser hat Bankers Trust ihre Aktivitäten in wirtschaftlich aufstrebenden Ländern als Folge der Asienkrise eingeschränkt.

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