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Wirtschaft: Mehdorn will die Bahn umbauen - beim Treffen mit Bundeskanzler Schröder fiel keine Entscheidung zum Transrapid

Der neue Bahnchef Hartmut Mehdorn hat einen Monat nach seinem Amtsantritt einen neuen Kurs eingeschlagen. Er umfasst erste strategische und personelle Neuordnungen im Konzern.

Der neue Bahnchef Hartmut Mehdorn hat einen Monat nach seinem Amtsantritt einen neuen Kurs eingeschlagen. Er umfasst erste strategische und personelle Neuordnungen im Konzern. Ein überarbeitetes Konzept für den Fern- und ICE-Verkehr sowie strafferes Management sollen den größten europäischen Verkehrskonzern wieder an Fahrt gewinnen lassen. Die offiziell nicht bestätigten Pläne zur Zukunft der Deutschen Bahn AG waren am Dienstag auch Gegenstand des Antrittsbesuchs Mehdorns bei Bundeskanzler Gerhard Schröder sowie Bundesverkehrsminister Reinhard Klimmt (beide SPD) in Berlin. Dabei hat auch der von Mehdorn abgelehnte Bau einer Transrapid-Strecke zwischen Berlin und Hamburg eine Rolle gespielt.

In dem etwa eineinhalbstündigen Gespräch mit Mehdorn haben Schröder und Klimmt nach Angaben einer Regierungssprecherin erneut deutlich gemacht, dass sie "auf jeden Fall die Technologie genutzt sehen wollen und zwar im Inland". Es gelte nun, mit den Ländern und den Betreibern einen Weg zu finden, um den Transrapid bei Einhaltung des vorgegebenen Kostenrahmens nutzbar zu machen. Der Bund will 6,1 Milliarden Mark für den Fahrweg bereitstellen. Unterdessen sind erneut Unstimmigkeiten im Transrapid-Konsortium deutlich geworden. Der Schienentechnikkonzern Adtranz hat sich wiederholt für ein Ende des Projekts ausgesprochen. Er habe großes Verständnis für die Position Mehdorns und dessen Zweifel an der Wirtschaftlichkeit, sagte Adtranz-Chef Rolf Eckrodt der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Ein Sprecher von Konsortialpartner ThyssenKrupp forderte dagegen in der "Welt" von Schröder ein "Machtwort" gegenüber der Bahn.

Nach Meinung der verkehrspolitischen Sprecherin der SPD, Fraktionsvize Angelika Mertens, liegt die Zukunft jetzt in den Händen der Transrapid-Industrie. Das für Ende Dezember geplante Spitzengespräch zum Transrapid soll in Kürze stattfinden. Verkehrsminister Klimmt werde "demnächst" Vertreter von Bahn und Industrie zu einem solchem Treffen einladen, sagte Klimmt-Sprecher Rainer Knauber am Dienstag in Berlin.

Zu den Bahnplänen hieß es, Bundeskanzler Schröder habe den Eindruck gewonnen, dass es sich bei Herrn Mehdorn "um einen erstklassigen Manager handelt, der strikt betriebswirtschaftlich denkt". Mehdorn entwickele neue Konzepte, die die Bahn weiter nach vorne bringen könnten. Einzelheiten dazu wurden nicht genannt. Nach einem Bericht des "Flensburger Tageblatts" will Mehdorn in ganz Deutschland Knotenpunkte für den Fernverkehr einrichten. Von den Standorten Hamburg, Berlin, Köln, Frankfurt (Main), München und Leipzig sollten künftig alle halbe Stunde ICE-Züge starten. Auch soll ein Verbund mit Fahrausweisen für Busse und Bahnen eingerichtet werden, wobei Chipkarten als Zahlungsmittel eingeführt werden.

Bahnsprecher Reiner Latsch wollte sich zu den Angaben nicht näher äußern. Die Bahn denke selbstverständlich in viele Richtungen. Wenn dies weit genug entwickelt sei, gehe sie auch an die Öffentlichkeit. Auch erneute Spekulationen über Veränderungen im Konzernmanagement wollte er nicht kommentieren. Wie bereits am Freitag bekannt geworden, will Mehdorn die Führungsspitze neu ordnen und die starre Trennung in ausschließliche Vorstandszuständigkeiten auflösen.

Nach Angaben des "manager magazin" soll im Konzernvorstand künftig nur ein Manager für den gesamten Personenverkehr zuständig sein. Damit falle die bisherige Trennung der Verantwortlichkeiten für Nah- und Fernverkehr weg. Der bisherige Fernverkehrschef Christoph Franz solle für den gesamten Personenverkehr zuständig sein. Der bisherige Nahverkehrsvorstand Klaus Daubertshäuser übernehme das neue Konzernressort Marketing. Der frühere SPD-Bundestagsabgeordnete solle sich zudem um politische Kontaktpflege kümmern. Erst seit einem Jahr werden unter einer Holding fünf eigenständige Konzerngesellschaften geführt. Die DB Reise & Touristik AG für den Personennahverkehr, die DB Cargo AG für den Güterverkehr, die DB Netz AG für den Fahrweg und die DB Station und Service AG für die Personenbahnhöfe.

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