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Wirtschaft: Mehr Arbeit für Condor-Beschäftigte

Tarifverhandlungen um Kostenreduzierung/Arbeitszeit soll um 20 Prozent verlängert werden

Berlin - Ralf Teckentrup gilt als knallharter und geschickter Sanierer. Deshalb hat die Lufthansa ihn zur maroden Touristik-Tochter Thomas Cook in den Vorstand geschickt. Bei deren Fluggesellschaft Condor ist die Sanierung besonders dringend – und besonders schwierig. Eigentlich wollte Teckentrup bis Ende Juni durch sein mit seinem Sparplan. Doch weil die eine Gewerkschaft des Kabinenpersonals durch einen internen Streit die Verhandlungen verzögerte und die andere den letzten Termin unterbrach, setzt Condor nun auf diese Woche: am 8. und 9. Juli sollen die Verhandlungen fortgeführt werden. Teckentrup will Lohnkürzungen für alle 2700 Beschäftigten. „Condor kann die Gehälter und die Produktivität, die sie heute hat, so nicht beibehalten“, kündigte er vergangene Woche an. Insgesamt müsse bei einem Umsatz von 1,1 Milliarden Euro eine Ergebnisverbesserung von 210 bis 240 Millionen Euro realisiert werden.

Das Problem: Beim Kabinenpersonal verhandelten die Arbeitgeber mit drei Parteien. Verdi, Ufo, und Uwe Hien, einem Condor-Mitarbeiter, der noch bis Mitte Juni für Ufo am Verhandlungstisch saß. Dann gab es Streit zwischen Hien und Ufo-Vorstand Mirco Vorwerk – Hien wurde ersetzt, die Verhandlungen verschoben. „Die Zerstrittenheit von Ufo hemmt den ganzen Ablauf der Verhandlungen“, sagt Ruth Thiery, Mitglied der Verdi-Tarifkommission. Es sei eine „absurde Situation“. Ufo vertritt rund die Hälfte des 1500 Mitarbeiter zählenden fliegenden Personals bei Condor.

Bei der Ufo wiederum beschwert man sich, dass Verdi den letzten Termin Ende Juni unterbrochen hat. „Wenn es nach Ufo gegangen wäre, hätten wir uns längst geeinigt“, sagte Vorwerk dem Tagesspiegel. Ufo sei unter anderem bereit, die jährliche Arbeitszeit von derzeit 700 auf 850 Stunden zu erhöhen sowie 2004 und 2005 auf Gehaltssteigerungen zu verzichten und bei Neueinstellungen die Absenkung der Eingangsvergütung zu akzeptieren. „Zwingende Voraussetzung“ für die Einschnitte sei die Beschäftigungssicherung und die Begrenzung der Laufzeit der Tarifverträge bis Ende 2005, sagte Vorwerk. „Wir werden die Ergebnisse allerdings einem Mitgliedervotum unterstellen“, fügte Vorwerk hinzu. Verdi sei ebenfalls „zu Einschnitten bereit“, sagte Thiery. Auch hier ginge es „in Richtung 850 Stunden“ bei der Arbeitszeit. Allerdings habe man die Verhandlungen in der vergangenen Woche vertagen müssen, da Teckentrup „stur“ auf Kostenersparnissen von 45 Prozent beharre. „Die müssen sich auch bewegen“, so Thiery.

Vorstand Teckentrup baut inzwischen seine Drohkulisse aus: Sollten die Gespräche mit den Gewerkschaften nicht zu einer konstruktiven Einigung führen, hätte dies die Verkleinerung der Condor zur Folge, sagte er. „Dazu zwingen die wirtschaftlichen Gegebenheiten den Vorstand von Thomas Cook“, so Teckentrup. Condor müsse bis zum nächsten Jahr schwarze Zahlen schreiben.

Flora Wisdorff

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