zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Mehr Frust als Fun für Fußball-Aktionäre

Die Euphorie an der Börse ist verflogen / Borussia-Dortmund-Aktie hat die Anleger enttäuscht

München (dpa). Fans und Fonds: Seit 20 Jahren kämpfen FußballUnternehmen nicht nur auf dem Sportplatz, sondern auch auf dem Börsenparkett um Anhänger. Was Tottenham Hotspurs 1983 an der Londoner Börse begann, lockte in zwei Jahrzehnten danach über 40 europäische Clubs an den Aktienmarkt. In Deutschland wagte bisher als einziger Bundesligaclub Borussia Dortmund (BVB) den Gang an die Börse. Nach dem Ende des Börsenbooms ist die Euphorie jedoch abgeebbt. Trotz hoher Schulden sehen in der Fußball-Bundesliga nur noch wenige Vereine die Chance, mit einem Börsengang die Kasse aufzubessern.

Experten bringen regelmäßig den FC Bayern München als Kandidaten ins Gespräch – oder er tut es selbst. „Es ist nicht auszuschließen, dass wir diesen Gang gehen, wenn wir Kapitalbedarf sehen“, sagte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge neulich.

Fußball-Experten aus der Finanzbranche bewerten die Äußerung unterschiedlich. „Für den Kapitalmarkt wäre das eine attraktive Sache“, sagte Ingo Süßmilch von der Düsseldorfer WGZ-Bank. Auch Thomas Dörflinger von der Landesbank Baden-Württemberg ist überzeugt, dass nur der FCB als einer der europäischen Vorzeigeclubs den Anlegern eine „Story“ bieten könnte, die für Fantasie sorgt. „Der FC Bayern ist aber froh, dass er nicht an die Börse gegangen ist“, sagte Dörflinger. Eine Börsennotierung würde den beim FC Bayern ohnehin großen Medienandrang noch weiter steigern. Zudem könnten plötzlich viele Anteilseigner mitreden und mehr auf die Rendite als auf den sportlichen Erfolg schauen. So holten sich die Bayern zur Finanzierung ihres neuen Stadions lieber adidas-Salomon ins Boot. Der Sportartikelhersteller zahlte umgerechnet rund 75 Millionen Euro für eine Zehn-Prozent-Beteiligung.

Konkurrent BVB wagte im Oktober 2000 den Sprung aufs Börsenparkett. Dieser Schritt spülte zwar rund 130 Millionen Euro in die Kasse. Für die manche Anleger war die Aktie aber eher Merchandising-Produkt, denn lukrative Geldanlage. Von einem Emissionskurs von 11 Euro brach die Aktie auf zeitweise unter drei Euro ein.

Besser hatten es da Anleger, die von Beginn an auf Vorreiter Tottenham oder den englischen Musterclub Manchester United (ManU) setzten. Bis 2000 Prozent über dem Ausgabekurs notierte zwischenzeitlich die Aktie von ManU. Der Club war im Juni 1991 an die Börse gegangen und hatte durch seine Erfolge einen wahren Börsenboom in England ausgelöst hatte. Bei Tottenham waren es immerhin mehrere hundert Prozent. In den vergangenen Jahren hatten aber auch die Charts beider Clubs eher nach unten gezeigt.

Kritiker bezeichnen die Fußball-Aktie für Anleger wegen der Beeinflussung durch den sportlichen Erfolg oft als Zocker-Papier oder Toto-Schein und raten ab. „Der sportliche Erfolg ist eine Risikogröße, aber Risikogrößen gibt es bei jedem anderen Unternehmen auch“, sagt Experte Süßmilch. Letztlich mache aber nur eine Investition in die Teams Sinn, die in der Champions League spielten. Eine regelmäßige Teilnahme scheint in Deutschland nur für den FC Bayern garantiert.

-

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false