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Wirtschaft: Mehr Jugendliche ohne Job

Experten befürchten weitere Verschlechterung

Berlin/Wiesbaden – Die jüngste Erholung am deutschen Arbeitsmarkt geht an den Jugendlichen vorbei. Wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag mitteilte, ist fast jeder sechste junge Mensch zwischen 15 und 24 Jahren erwerbslos. Diese Gruppe ist damit doppelt so häufig ohne Job wie die Gesamtbevölkerung.

Anders als die Bundesagentur für Arbeit operiert das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mit Arbeitslosenzahlen, die nach international üblichen Kriterien auf Basis von Umfragen erhoben werden. Demnach ist die Gesamtarbeitslosigkeit vom ersten zum zweiten Quartal des Jahres von neun auf 8,1 Prozent gesunken. Unter den Jugendlichen stieg die Quote dagegen von 14,8 auf 15,2 Prozent. Im Vorjahresquartal hatte sie 16,8 Prozent betragen.

„Wir beobachten diesen Trend schon lange“, sagte Hilmar Schneider, Direktor am Institut für die Zukunft der Arbeit (IZA) in Bonn. Während die Staaten mit traditionell hoher Jugendarbeitslosigkeit, wie Spanien oder Italien, in den vergangen fünf Jahren Fortschritte gemacht hätten, sei die Quote in Deutschland deutlich gestiegen. Heute liegt Deutschland international im Mittelfeld, knapp unter dem EU-Durchschnitt. Am höchsten ist die Jugendarbeitslosigkeit in Polen mit 32,6 Prozent, am niedrigsten in den Niederlanden mit sechs Prozent (siehe Grafik).

Experten machen vor allem den Mangel an Ausbildungsplätzen für die schlechte Situation der Jungen verantwortlich. Die Bundesagentur für Arbeit rechnet für diesen Herbst mit 31 000 fehlenden Lehrstellen. „Das duale Ausbildungssystem verliert an Bedeutung“, erklärt Schneider. Mit der Verlagerung vom Industrie- zum Dienstleistungssektor würden auch viele Ausbildungsplätze verschwinden. „Der Trend wird sich fortsetzen“, fürchtet Schneider. Erst wenn in vier bis fünf Jahren die demografische Entwicklung durchschlage, könnte er sich wieder umkehren.

Stefan Kaiser

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