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Wirtschaft: Mehr Kanal für Panama

Abstimmung über den Ausbau der Wasserstraße

Caracas - Sein Vater Omar handelte seinerzeit mit den USA die Rückgabe des Panamakanals aus, Sohn Martin Torrijos will nun als Modernisierer der strategischen Wasserstraße in die Geschichte eingehen. Am Sonntag entscheiden 2,1 Millionen Einwohner des mittelamerikanischen Landes in einer Volksabstimmung darüber, ob sie den Bau einer dritten Schleusenstraße unterstützen oder nicht. Die Kosten der Erweiterung des 82 Kilometer langen Kanals werden auf 5,25 Milliarden US-Dollar geschätzt. Dies entspricht mehr als einem Drittel des Bruttoinlandsprodukts von Panama.

In den vergangenen Monaten haben Regierung und Kanalverwaltung kräftig die Werbetrommel für das Bauprojekt gerührt. Sollte der Kanal nicht erweitert werden, um auch den neueren Riesentankern der Post-Panmax-Klasse die Durchfahrt zu ermöglichen, wäre er spätestens 2012 obsolet, warnt Kanalverwalter Alberto Aleman. Mit Blick auf die derzeit ausgelasteten Kapazitäten des 1914 fertiggestellten Panamakanals haben bereits Nicaragua und Mexiko erwogen, Verbindungsstrecken zwischen dem Pazifik und dem Atlantik zu bauen und damit Panama Konkurrenz zu machen.

Befürworter eines Ausbaus argumentieren mit dem wachsenden Frachtaufkommen insbesondere zwischen Asien, Europa und den USA sowie den Einnahmen, die Panama durch den Kanal erhält. Der Kanal, durch den rund fünf Prozent des Welthandels tuckern, ist ausgelastet, die Wartezeiten sind lang, die Kosten für die Slots hoch. Jährlich durchfahren rund 14 000 Schiffe mit fast 300 Millionen Tonnen Fracht die Wasserstraße. Der Kanalverwaltung brachte dies im abgelaufenen Fiskaljahr Einnahmen von 1,4 Milliarden Dollar. Der Großteil davon fließt dem panamaischen Fiskus zu. Rund 40 Prozent der Haushaltseinnahmen stammen aus den Kanalgebühren.

Durch die Erweiterung soll das Frachtaufkommen verdoppelt und Panama als Logistik- und Handelsumschlagsplatz konsolidiert werden. „Der Kanal ist der wichtigste Motor unserer Entwicklung und ermöglicht dem Staat, die Sozialausgaben zu steigern“, sagt Präsident Torrijos. Interesse an dem Ausbau haben auch die USA, die ihren Schiffsverkehr mit Asien, aber auch mit Europa über den Kanal abwickeln und sich damit den langen Seeweg rund um das südamerikanische Kap Hoorn ersparen. Schon der Bau des Kanals erfolgte einst auf Betreiben der USA. Zum gleichen Zweck, dem Kanalbau, erfolgte die Gründung des Staates Panama1903, dessen Gebiet bis dahin zu Kolumbien gehörte. Erst seit 2000 verwaltet Panama den Kanal in eigener Regie.

Gegen den Ausbau stemmt sich eine breite Front von Umweltschützern, Bauern, Kirchenvertretern, Kanalexperten, Globalisierungsgegnern und Gewerkschaftern. Sie befürchten, dass die Bevölkerungsmehrheit von dem Projekt nicht profitieren wird. 37 Prozent der drei Millionen Panamaer leben unterhalb der Armutsgrenze. Daran werde eine Kanalerweiterung nichts ändern. Ehemalige Kanalexperten und Altpolitiker halten das Projekt zudem für technisch unausgereift und schöngerechnet – sowohl was den Finanzierungsbedarf als auch die mögliche Auslastung betrifft. Die Finanzierung durch eine Erhöhung der Transitgebühren sei unrealistisch, vielmehr kämen Steuererhöhungen auf die Panamaer zu.

Umweltschützer befürchten, dass für den Betrieb einer dritten Schleusenstraße nicht genügend Süßwasserreserven vorhanden sind und die Trinkwasserversorgung von Panama-Stadt bedroht ist. Der Gatun-See, der den Kanal speist, verliert bei jeder Schleusenöffnung Millionen Kubikmeter Süßwasser.

Umfragen zufolge glaubt die Bevölkerung allerdings mehrheitlich an die Modernisierungsverheißungen: Zwischen 60 und 70 Prozent dürften für die Erweiterung stimmen.

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