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Weltkonzern Vodafone. Der weltweit zweitgrößte Mobilfunkanbieter nach China Mobile ist rund um den Globus im Geschäft, auch in Indien. Besonders gut lief es zuletzt in Südafrika, Ägypten und in der Türkei.

© REUTERS

Mehr Kunden, mehr Gewinn: Vodafone findet neuen Anschluss

Der zweitgrößte Mobilfunkkonzern der Welt wächst global. In Deutschland verdient Vodafone mehr mit Service-Diensten – und mit Migranten.

Der britische Telekommunikationskonzern Vodafone zeigt sich angesichts eines wieder wachsenden Geschäfts im hart umkämpften europäischen Markt optimistisch für die weitere Entwicklung. Für das laufende Geschäftsjahr stellte Unternehmenschef Vittorio Colao am Dienstag ein operatives Ergebnisplus zwischen drei und sechs Prozent in Aussicht. „Ich bin zuversichtlich, dass der positive Schwung anhält.“ Zum Gewinnanstieg soll auch das Sorgenkind Vodafone Deutschland beitragen, das den Ergebnisrückgang stoppte und bei den wichtigen Service-Erlösen, bei denen Geräte-Subventionen herausgerechnet sind, zuletzt wieder zulegte.

Erstmals seit 2008 konnte der britische Konzern im abgelaufenen Geschäftsjahr Umsatz und Betriebsergebnis steigern. Angetrieben wurde Vodafone dabei neben dem ersten Wachstum seit 2010 in Europa von einem besseren Geschäft insbesondere in Südafrika, Ägypten und in der Türkei. Der weltweit zweitgrößte Mobilfunkanbieter nach China Mobile steigerte den Umsatz um 2,3 Prozent auf 41 Milliarden Pfund (rund 52 Milliarden Euro). Der Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen stieg um 2,7 Prozent auf 11,6 Milliarden Pfund. An der Börse kamen die Bilanz und der Ausblick gut an. Vodafone-Aktien legten zuletzt um mehr als zwei Prozent zu.

Der Ausbau der Netze zahlt sich aus

In Deutschland wie in anderen europäischen Märkten hat Vodafone die Netze aufgerüstet. Das Geld kam aus dem Verkauf eines Anteils am US-Mobilfunkriesen Verizon. Der milliardenschwere Ausbau zahlt sich laut Konzernchef Colao nun aus – auch in Deutschland, wo Vodafone allein vier Milliarden in die Netze investierte und mit neuen Tarifen Kunden anlockte. „Wir wachsen wieder – damit ist ein wichtiges Etappenziel erreicht. Aber die Arbeit geht weiter“, zog der neue Vodafone-Deutschland-Chef Hannes Ametsreiter Bilanz. Er hatte im Herbst seinen Job angetreten.

Erstmals nach dreieinhalb Jahren erzielte der Konkurrent von Deutsche Telekom und Telefonica im Schlussquartal beim Service-Umsatz wieder ein Plus. Im Gesamtjahr verzeichnete Vodafone Deutschland nur noch einen leichten Rückgang von 0,4 Prozent. Dazu trugen vor allem mehr Mobilfunk-Vertragskunden bei, die in der Regel einen höheren Umsatz versprechen, sowie ein starkes Wachstum der Kabeltochter Kabel Deutschland. Im DSL-Geschäft erlöste Vodafone noch 4,5 Prozent weniger. Operativ verbesserte das Unternehmen den Gewinn im Gesamtjahr um 2,1 Prozent, wozu auch Kostensenkungen beitrugen.

Im Kampf um neue Erlösquellen setzt auch Vodafone zunehmend auf neue, ungewöhnliche Kundengruppen – zum Beispiel Migranten. Der Anbieter hat zwar keine eigene Ethno-Marke, wie sie im Branchenjargon genannt werden, kooperiert aber mit Serviceprovidern, unter anderem mit dem britischen Unternehmen Lycamobile. Nach Angaben eines Sprechers des Wettbewerbers Telefonica Deutschland ist das ein durchaus lukratives Geschäft: Zwar sei das Budget der Kunden oft begrenzt, mobile Kommunikation habe bei vielen Menschen mit Migrationshintergrund aber einen hohen Stellenwert. Daher gäben sie im Schnitt verhältnismäßig viel Geld dafür aus.

Migranten werden zur neuen Zielgruppe der Konzerne

So werben Anbieter wie Ay Yildiz, Turkcell oder Ortel mit speziellen Tarifen um bestimmte Zielgruppen. Der Markt ist groß und wächst. Genaue Zahlen veröffentlichen die Anbieter nicht. Das Statistische Bundesamt gibt bereits für 2014 – also vor dem Flüchtlingszustrom – die Zahl der Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland mit rund 16,4 Millionen an. Telefonica Deutschland, nach Kunden der größte Mobilfunker im Land, schätzt, dass rund ein Drittel davon Sim-Karten der Ethno-Marken nutzt.

Telefonica Deutschland (O2) hat gleich mehrere Marken im Programm und bedient durch die Übernahme von E-Plus manche Zielgruppe sogar mehrfach. So zählen die auf die türkische Community ausgerichteten Ay Yildiz und Türk Telekom dazu, aber auch die auf Osteuropa spezialisierte Ortel. Die Telekom hat den Anbieter Turkcell Europe im Programm. Marktführer bei türkischstämmigen Mobiltelefonierern ist Ay Yildiz mit von Branchenkennern geschätzten mehr als einer Million Kunden.

Vor allem Prepaid-Angebote, also im Voraus bezahlte Sim-Karten, sind beliebt. Bei dem dort üblichen monatlichen Umsatz je Kunde zwischen fünf und sechs Euro schätzen Branchenkenner den Markt auf bis zu einer halben Milliarde Euro. 2014 gingen laut Bundesnetzagentur 3,7 Milliarden Sprachminuten aus deutschen Mobilfunknetzen ins Ausland – ein Plus von zwei Dritteln gegenüber 2010. rtr/dpa

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