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Wirtschaft: Mehr Meerwind

Die Industrie treibt Offshore-Projekte voran Bundesregierung und EU beschließen Förderung

Berlin/Stavanger - Man muss sich an Norwegens Südwestküste nahe der Ölstadt Stavanger schon auf einen hohen Felsen stellen und auf die Nordsee blicken – und selbst dann muss schon sehr klares Wetter herrschen, damit man am Horizont erkennt, wie die Zukunft der Windkraft aussehen könnte: Hywind heißt die Maschine, von der sich die Branche Großes verspricht. Es handelt sich um ein schwimmendes Windrad. Der Münchener Technologiekonzern Siemens und der norwegische Energieversorger Statoil haben es im September aufgestellt, besser: hinausgeschleppt.

Aus der Luft betrachtet ähnelt Hywind jedem konventionellen Windrad. Allerdings ist dieses auf eine Boje montiert, die man wiederum auf dem bis zu 700 Meter tieferen Meeresboden verankern kann. Das könnte eine technische Lösung vor allem für Weltregionen sein, in denen man Meereswindstrom erzeugen will, ohne gleich alle Strandtouristen zu verärgern. Schwimmende Windräder eignen sich besonders gut für die Installation auf steil abfallenden Meeresböden. Die Ostküste der USA ist so eine Region. Die Entwickler haben auch Küsten Asiens im Blick.

Siemens teilte am Mittwoch mit, das Geschäft mit Offshore-Wind gewinne für das Unternehmen zunehmend an Bedeutung. Denn das Potenzial liege allein in Europa bei 70 Gigawatt Leistung. Erst 1,5 Prozent der Standorte für die Räder seien bisher überhaupt erschlossen.

Das Bundeskabinett verabschiedete am Mittwoch einen Plan, mit dem weitere Flächen in der flachen Ostsee für Standorte von Windrädern ausgewiesen werden. Das soll der besseren Koordinierung der Interessen von Energiekonzernen, Umweltschützern und Reedereien in der sogenannten ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) zwischen zwölf und 200 Kilometer vor der Küste dienen. Zumindest in der Ostsee dürften aber alle Räder direkt ohne Boje auf dem Meeresgrund aufgestellt werden.

Auch die EU-Kommission gab gestern Geld im Rahmen ihres Konjunkturpaketes frei: Sie bewilligte die Auszahlungen von 565 Millionen Euro für mehrere Windparks in Nord- und Ostsee. Der Windenergiemarkt insgesamt dürfte von heute 30 auf rund 200 Milliarden Euro im Jahr 2030 steigen, schätzen Branchenexperten. Kevin P. Hoffmann

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