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Wirtschaft: Mehr Urlaub für Steuerfahnder

Von Corinna Visser Urlaub dient der Entspannung und dazu, ein wenig Abstand vom alltäglichen Geschäft zu finden. Denkt man so.

Von Corinna Visser

Urlaub dient der Entspannung und dazu, ein wenig Abstand vom alltäglichen Geschäft zu finden. Denkt man so. Doch offenbar gilt dies für deutsche Steuerfahnder nicht. Jedenfalls nicht immer. Seitdem die Steuerfahndung argwöhnt, dass viele Deutsche ihre Ferienhäuser mit unversteuertem Geld gekauft haben, verbringen die Fahnder ihren Auslandsurlaub auch schon mal damit, auf die Klingelschilder schöner Ferienvillen zu schauen. Klingt der deutsch, ist das Interesse geweckt: Wurde das Anwesen auf Mallorca etwa mit Geldern finanziert, die am Fiskus vorbei ins Ausland flossen?

Was für die einen ein Zeitvertreib im Urlaub ist und für die anderen – denen man nun auf die Schliche kommt – ein großes Ärgernis, ist für den ehrlichen Steuerzahler sicher eine Genugtuung. Endlich geht es auch denen an den Kragen, die sich die teuren Häuser in Europas Ferienparadiesen nur leisten können, weil sie den Fiskus betrügen.

Doch die Erfolge im Einzelfall ändern an den Ursachen des Übels nichts. Das deutsche Steuerrecht ist immer noch so kompliziert, lässt so viele Spielräume und so viele Ausnahmen zu, dass es weder durchschaubar ist noch gerecht erscheint. Wer also sind die braven Steuerzahler? Gibt es sie überhaupt? Bei vielen fehlt in Sachen Steuerbetrug längst das Unrechtsbewusstsein. Kreative private Buchführung ist zu einer Art sportlichen Herausforderung geworden. Literatur, aus der man die neuesten Tricks erfahren kann, gibt es genug. Aber gerade das ist der Fehler: dass man Tricks anwenden muss, um bei der Steuer nicht übervorteilt zu werden. Wenn es endlich ein einfaches und transparentes Steuersystem gäbe, könnten auch Steuerfahnder ihren Urlaub wieder genießen.

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