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Wirtschaft: Mehr verdienen als Jürgen Rüttgers Müller bleibt RAG-Chef / Stiftungsspitze offen

Düsseldorf/Essen - Werner Müller hat den Machtkampf bei der RAG weitgehend unbeschadet überstanden. Der Aufsichtsrat wird seinen Vertrag in der kommenden Woche verlängern, er bleibt damit Chef des Unternehmens.

Düsseldorf/Essen - Werner Müller hat den Machtkampf bei der RAG weitgehend unbeschadet überstanden. Der Aufsichtsrat wird seinen Vertrag in der kommenden Woche verlängern, er bleibt damit Chef des Unternehmens. Seinen Lebenstraum kann er allerdings nicht verwirklichen, er darf nicht in die Kohlestiftung wechseln. Über den Vorsitz der Stiftung soll demnächst eine Findungskommission entscheiden.

Die Sitzung des Aufsichtsrats war am Dienstag schneller beendet, als es viele erwartet hatten. Damit haben alle Eigentümer der RAG einen Schlussstrich unter jene weitgehend öffentlich ausgetragene Debatte um die Person von Vorstandschef Werner Müller gezogen, der nach dem Willen der RWE-Vertreter eigentlich gekippt werden sollte. Die Auseinandersetzungen um einen Optionsvertrag der RAG mit Arcelor hatten zwischenzeitlich die Züge eines wahren Machtkampfes an der Ruhr angenommen.

Vor allem der scheidende RWE-Chef Harry Roels hatte den Konflikt mehrfach zugespitzt und auch seinen Kollegen auf dem RAG-Chefposten persönlich angegriffen. Eigentlich hatte RWE das Unternehmen Saar Ferngas von der RAG gekauft, der entsprechende Vorgang war vom Aufsichtsrat abgesegnet worden. Weil das Kartellamt allerdings den Einstieg der Essener an der Saar bisher verhindert, hatte Müller – wie immer trickreich – den identischen Deal mit Arcelor eingestielt und dem Stahlkonzern eine Option verkauft, wenn RWE endgültig nicht zum Zug kommen sollte. Darin sah Roels in den vergangenen Wochen eine Pflichtverletzung von Müller.

Der Konflikt passte allerdings der Landesregierung gut ins Konzept, sie versuchte in den vergangenen Wochen intensiv, Müllers Wechsel auf den Vorsitz der Kohlestiftung zu verhindern. Die Stiftung soll das Vermögen der heutigen RAG von den Alteigentümern – also Eon, Krupp/Thyssen, RWE und Arcelor – übernehmen, den Kohleteil vom Restkonzern trennen und diesen Bereich dann an der Börse verkaufen. Jürgen Rüttgers hat vehement versucht, Müller den Weg an die Spitze der Stiftung zu verbauen. „Da ist kein Vertrauen“, hat er gesagt. Am vergangenen Wochenende hatte dann Bundeswirtschaftsminister Michael Glos Zweifel geäußert, ob Müller das börsennotierte Unternehmen würde führen können. Kanzlerin Angela Merkel hat dieses Spiel trotz ihrer Verpflichtungen vor dem Gipfel durch ein Machtwort unterbunden – damit war der Weg für eine gesichtswahrende Lösung frei.

Nachdem diese Vorarbeiten erledigt sind, wird jetzt die Stiftung gegründet. Vorher wird der bisherige RAG-Aufsichtsrat in der kommenden Woche den Vertrag mit Werner Müller bis zu dessen 65. Lebensjahr verlängern und damit sein üppiges Gehalt sichern. Obwohl dies nicht seinem Lebenstraum entspricht, hat er nicht zuletzt der Kanzlerin in einem Gespräch am vergangenen Freitag versprochen, den Konzern in die Börsenwelt zu führen. Die Stiftungssatzung selbst ist noch nicht fertig, vor allem um die Präambel wird zwischen der Landesregierung und der RAG gerungen. Offen ist auch die Frage, wer wie viele Sitze im Kuratorium erhält.

Die Position des Stiftungschefs ist aus gleich mehreren Gründen nicht mehr sonderlich attraktiv. Er kann vom Kuratorium jederzeit und ohne wichtigen Grund abberufen werden und soll auf ausdrücklichen Wunsch von Jürgen Rüttgers nicht mehr als der Ministerpräsident des Landes verdienen. An der Stelle verfliegt Werner Müllers Trauer, das hätte ihm nicht gereicht. Jürgen Zurheide

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