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Wirtschaft: „Mein Platz ist hier“

Eigentlich erhielt Thomas Haas am Montag eine positive Nachricht. Auf Rang fünf hatten ihn die Organisatoren von Wimbledon (24.

Eigentlich erhielt Thomas Haas am Montag eine positive Nachricht. Auf Rang fünf hatten ihn die Organisatoren von Wimbledon (24. Juni bis 7. Juli) gesetzt, und das, obwohl er beim bedeutsamsten Tennisturnier der Welt noch nie über die dritte Runde hinauskam. Doch im Moment spielt Sport im Leben von Thomas Haas nur eine untergeordnete Rolle, und deshalb wird der deutsche Tennisprofi auch in diesem Jahr seine schwache Bilanz von Wimbledon nicht verbessern. Gestern sagte Thomas Haas ab.

„Wimbledon war mit seiner Tradition und seinem Prestige immer ein besonderes Ereignis, aber mein Platz ist während dieser schweren Zeit bei meiner Familie“, erklärte Thomas Haas seine Absage. Der 24-Jährige möchte bei seinem Vater in Florida bleiben, der seit einem schweren Motorradunfall vor zehn Tagen in einem Krankenhaus in Sarasota im Koma liegt. Seine Mutter Brigitte war ebenfalls verunglückt, inzwischen soll es ihr aber schon wieder besser gehen. Der Zustand des Vaters aber ist kritisch. Schon in der vergangenen Woche hatte Haas auf das Rasenturnier in Halle verzichtet. Offiziell wegen einer Schulterverletzung, doch der Unfall seiner Eltern hat den 24-Jährigen hart getroffen. Beide waren auf seinem Motorrad verunglückt. Die Schuldfrage ist noch nicht geklärt, Peter Haas besaß jedoch keinen Motoradführerschein.

Die Hoffnungen der deutschen Tennisfans tragen nun andere. Rainer Schüttler zum Beispiel, der an Nummer 18 gesetzt ist, oder Nicolas Kiefer, der gerade noch rechtzeitig vor dem am kommenden Montag beginnenden Turnier wieder in Form kommt. Mit seinem Finaleinzug in Halle und den Siegen über Pete Sampras und Roger Federer konnte Kiefer seine sechs Monate währende Erfolgslosigkeit beenden. Doch zu den Favoriten bei den Herren zählen in Wimbledon andere. Der Australier Lleyton Hewitt, der Russe Marat Safin und der US–Amerikaner Andre Agassi rangieren in der Setzliste auf Platz eins bis drei.

Die Absage von Thomas Haas überrascht niemanden. Sein Vater, ein Tennislehrer, hatte von Anfang an die Karriere seines Sohnes gesteuert. Erst hatte er 15 Geldgeber gesucht, die die Karriere seiner beiden Kinder Thomas und Sabine beförderten, später schickte er die beiden in das Tenniscamp von Nick Bolletieri in Florida. Als Thomas Haas bereits zu einem mehrfachen Tennismillionär aufgestiegen war, fiel Peter Haas vermehrt durch verbale Ausfälle und Eskapaden auf. Trotzdem hielt Thomas Haas immer zu seinem Vater, half ihm, so heißt es, auch finanziell über die Runden. Da ist es nur verständlich, dass es gegenwärtig wichtigere Dinge für Thomas Haas gibt als Tennis. Benedikt Voigt

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