zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Mercedes droht: Südafrika statt Sindelfingen Standorte am Kap und in Bremen arbeiten günstiger als das Stammwerk / 6000 Arbeitsplätze gefährdet

Berlin/Stuttgart Im Streit um Kostensenkungen im Mercedes-Stammwerk Sindelfingen hat die Unternehmensleitung der Belegschaft ein Ultimatum gestellt. Mercedes-Chef Jürgen Hubbert drohte mit der Auslagerung der Produktion der nächsten C-Klasse nach Bremen und Südafrika, falls keine Einigung mit dem Betriebsrat über eine Kostensenkung von 500 Millionen Euro pro Jahr erreicht werde.

Berlin/Stuttgart Im Streit um Kostensenkungen im Mercedes-Stammwerk Sindelfingen hat die Unternehmensleitung der Belegschaft ein Ultimatum gestellt. Mercedes-Chef Jürgen Hubbert drohte mit der Auslagerung der Produktion der nächsten C-Klasse nach Bremen und Südafrika, falls keine Einigung mit dem Betriebsrat über eine Kostensenkung von 500 Millionen Euro pro Jahr erreicht werde. Bis Monatsende, so der Mercedes-Chef, brauche er ein Ergebnis.

Bei einer Auslagerung der C-Klassen-Produktion stünden 6000 Arbeitsplätze im größten deutschen DaimlerWerk auf dem Spiel. Der Betriebsrat will am Donnerstag in allen deutschen Werken gegen die Sparpläne des Vorstands protestieren. Zuvor soll am heutigen Dienstag weiter verhandelt werden.

Der Streit um die Kosteneinsparungen trifft Mercedes in einer schwierigen Phase. Wegen anstehender Modellwechsel musste die Premiummarke im ersten Halbjahr einen Absatzrückgang hinnehmen. Hubbert will jedoch bis Jahresende mit neuen Modell-Generationen wie der im September auf den Markt kommenden A-Klasse den Absatzverlust aus dem ersten Halbjahr noch ausgleichen. Ein offener Konflikt mit der Belegschaft könnte diese Pläne allerdings zunichte machen.

Doch ein Kompromiss ist bislang nicht in Sicht. Der Gesamtbetriebsratsvorsitzende Erich Klemm droht Daimler-Chrysler mit einem offenen Konflikt, wenn der Vorstand an seinem Vorhaben festhalten sollte. Der Gesamtbetriebsrat hatte Hubbert nach eigenen Angaben angeboten, das Entgeltniveau einzufrieren und mit dem Verzicht auf künftige Lohnsteigerungen rund 180 Millionen Euro pro Jahr einzusparen. Die Arbeitgeberseite lehnte das als nicht ausreichend ab.

Das Werk in Sindelfingen ist wegen mehr Feiertagen und höheren Zuschlägen teurer als das Werk in Bremen, wo ebenfalls die C-Klasse gefertigt wird. Das Mercedes-Werk in Baden-Württemberg habe „gravierende Kostennachteile“ gegenüber anderen Tarifgebieten in Deutschland, sagte Hubbert. Dazu zählte er insbesondere die „Steinkühler-Pause“ von fünf Minuten pro Stunde sowie Spätschicht-Zuschläge von 20 Prozent schon von mittags 12.00 Uhr an. Diese tarifliche Regelung gebe es nur in Baden-Württemberg. Diese „baden-württembergische Krankheit müssen wir beseitigen“, so Hubbert. Die C-Klasse müsse in Sindelfingen um 500 Euro pro Fahrzeug günstiger werden. Sollte es hierbei zu keiner Einigung mit dem Betriebsrat kommen, werde die Fertigung in Bremen auf 1200 Autos und im südafrikanischen Werk auf 500 Autos pro Tag ausgeweitet.

Der Mercedes-Chef unterstrich auch, dass die neue C-Klasse einen „festen Anlauftermin“ habe. Um alle dafür notwendigen Bestellungen – von Maschinen bis Robotern – vornehmen zu können, brauche man jetzt eine schnelle Entscheidung. Hubbert: „Dafür läuft die Frist Ende diesen Monats ab“.

Konkret führte Hubbert an, dass in Baden-Württemberg in der Woche 30,3 Stunden effektiv gearbeitet werde, in Bremen seien es 31,9 Stunden. Insgesamt werde in Bremen somit pro Jahr zwei volle Wochen mehr bei gleichen Kosten produziert als in Baden-Württemberg.

Sollte der Betriebsrat auf den Vorschlag des Vorstandes nach einer Einsparung von 500 Millionen Euro pro Jahr eingehen, dann werde auch der Vorstand für ein Jahr auf eine Erhöhung seiner Gehälter verzichten. Hubbert betonte, bei allen Sparvorschlägen des Vorstandes werde es „keinen unmittelbaren Eingriff in das jetzige Gehalt“ geben. Tsp/hz/HB

-

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false