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Wirtschaft: Merck-Aktionäre vollauf zufrieden

Lob für den Übernahmeversuch von Schering

Frankfurt am Main – Trotz des letztlich gescheiterten Kaufs der Berliner Schering AG sieht sich der Darmstädter Pharma- und Chemiekonzern Merck durch den Übernahmekampf gestärkt. „Allein durch den Versuch der Übernahme haben sich unsere Handlungsmöglichkeiten nun deutlich verbessert“, sagte Merck-Chef Michael Römer am Freitag auf der Hauptversammlung in Frankfurt. Konkrete Hinweise auf mögliche Zukäufe oder Kooperationen machte er auf Nachfragen von einigen der rund 1000 Aktionäre allerdings nicht. Die Übernahme von Schering sei kein Muss, sondern ein Kann und wäre sicher eine gute Verstärkung gewesen. Die Mitarbeiter hätten aber erkannt, dass Eigentümer-Familie und Management zu einem „wirklich großen Schritt“ in der Lage seien.

Merck setzt, wie Römer erneut betonte, weiter auf Kooperationsmöglichkeiten mit dem neu geformten Unternehmen Bayer-Schering. Es gebe aber keine festen Vereinbarungen.

Die Aktionäre lobten das Management am Freitag mit wenigen Ausnahmen. „Der Vorstand hat unternehmerisches Gespür und Weitsicht gezeigt“, sagte Horst Schlüchter von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). „Merck hat Mut bewiesen und dokumentiert, dass es einen solchen Schritt gehen kann“, ergänzte Reinhild Keitel von der Schutzgemeinschaft der Privatanleger (SdK). Sie zeigte sich einerseits erleichtert, dass Merck nicht in einen Bieterwettstreit um Schering eingetreten sei, sagte aber auch: „Insgesamt ist es bedauerlich, dass wir nicht mit Schering zusammengehen können.“ Sollte Merck allerdings die rund 400 Millionen Euro, die der Verkauf von Schering-Aktien an Bayer eingebracht hat, nicht für Akquisitionen ausgeben, sollte der Betrag in Form eines Bonus von zwei Euro an die Aktionäre ausgeschüttet werden. Nur ein Aktionär kritisierte, Merck habe sich wie ein Hedge Fonds verhalten.

Merck-Chef Römer verteidigte den Kauf von Schering-Aktien zwischen dem 30. Mai und dem 14. Juni. Nachdem die Resonanz der Schering-Aktionäre auf das Bayer-Angebot schwach gewesen sei, habe sich die Frage gestellt, ob Bayer möglicherweise aufgeben werde. Deshalb habe Merck sein strategisches Interesse an Schering mit dem Kauf von Aktien wahren wollen. „Wir mussten daraus schließen, dass der Markt ein Scheitern von Bayer erwartet“. Erst als Bayer am 14. Juni klar gemacht hatte, einen zweiten Anlauf zur Übernahme von Schering zu starten, habe Merck das mittlerweile auf 42 Millionen Stück angewachsene Aktienpaket an Bayer verkauft. „Wir wollten keinen Bieterwettstreit“, sagte Römer.

Nachdem Merck 2005 mit einem Jahresüberschuss von 673 Millionen Euro und einer Eigenkapitalrendite von 20,5 Prozent sein erfolgreichstes Jahr verbuchen konnte, will der Konzern auch 2006 den Umsatz und das operative Ergebnis um einen zweistelligen Prozentsatz steigern. Triebfeder für die Geschäfte seien die Flüssigkristalle, Krebs-Präparate und die Zulassung von weiteren Medikamenten. Im ersten Quartal hatte Merck einen Überschuss von 184 Millionen Euro erzielt, ein Plus von 51 Prozent.

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