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Wirtschaft: Merck stößt Generikageschäft ab

US-Konzern zahlt Darmstädter Unternehmen fast fünf Milliarden Euro

Frankfurt am Main - Die Darmstädter Merck-Gruppe hat ihr Geschäft mit patentfreien Nachahmermedikamenten (Generika) für 4,9 Milliarden Euro an den US-Pharmahersteller Mylan verkauft. Während Merck damit seine Verschuldung aus der Übernahme des Schweizer Biotechkonzerns Serono reduzieren kann, treibt Mylan die Konsolidierung im Generikasektor voran. Mylan steigt jetzt zur weltweiten Nummer drei in der Generikabranche auf. Merck war im vergangenen Jahr beim Versuch, den Berliner Pharmakonzern Schering zu übernehmen, gegen Bayer unterlegen.

Die Branchenkonsolidierung führte bereits zu zahlreichen Übernahmen und Fusionen – und dürfte sich fortsetzen. Beobachter gehen davon aus, dass nun die unterlegenen Bieter für Merck Generics – darunter der israelische Weltmarktführer Teva und die isländische Gruppe Actavis – neue Kaufobjekte suchen. Auch die deutsche Stada, die sich ebenfalls für die Merck-Sparte interessierte, dürfte auf Akquisitionskurs bleiben oder selbst zum Kaufobjekt werden.

Hintergrund für das Übernahmegeschehen in dem Sektor ist unter anderem ein Preisverfall auf den westlichen Märkten. Die Generikahersteller sehen sich daher unter Druck, Größenvorteile in Produktion und Vertrieb aufzubauen. Sie streben zudem nach einer stärkeren Präsenz in aufsteigenden Märkten wie Osteuropa und Asien, wo sogenannte Markengenerika höhere Margen erlauben. Der etwa 60 Milliarden Dollar große Weltmarkt für Generika wächst derzeit noch mit zweistelligen Raten. Doch zeichnet sich inzwischen für Anfang des kommenden Jahrzehnts ein Ende der großen Patentabläufe bei klassischen Medikamenten ab. Das Geschäft der Originalhersteller dürfte sich dann stärker auf biotechnische Wirkstoffe verlagern, die wesentlich schwerer zu kopieren sind. „Bis 2011 gibt es noch ordentliche Perspektiven für die Generikabranche. Danach sehen die Geschäftspläne eher trostlos aus“, sagt Thimo Sommerfeld von Abolon Consulting, einer auf den Pharmabereich spezialisierten Beratungsfirma.

Der Konsolidierungstrend wird daher durch den Versuch von US-Firmen geprägt, ihr Geschäft in Europa und Asien zu erweitern. Auch für Mylan war dies ein Motiv für die Übernahme. Die Merck-Generikasparte machte mit 5100 Mitarbeitern zuletzt rund 1,8 Milliarden Euro Umsatz. Merck will sich nach dem Verkauf auf das Wachstum der Bereiche Pharma und Chemie konzentrieren. „Wir wollen auch in Zukunft die Möglichkeit haben, schnell zu reagieren, auch bei Akquisitionen“, sagte Karl-Ludwig Kley, Vorsitzender der Geschäftsleitung. Konkrete Pläne gebe es dafür aber nicht. shf/lee (HB)

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