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Merck vor Neuausrichtung: Abschied von Generika-Sparte wird geprüft

Der Pharmakonzern Merck steht vor einer strategischen Neuausrichtung. Das Unternehmen will die Generika-Sparte an einen "qualifizierten" Käufer veräußern und sich auf die Entwicklung neuer Präparate konzentrieren.

Darmstadt - Der Verkauf der Generika-Sparte werde "als eine strategische Option überprüft", wie das Unternehmen bestätigte. Merck befinde sich aber noch nicht in Gesprächen mit potenziellen Interessenten. Nach einem Bericht der französischen Tageszeitung "La Tribune" ist der Pharmakonzern Sanofi-Aventis an der Generika-Sparte der Merck KGaA interessiert. Sanofi-Aventis lehnte einen Kommentar dazu ab.

Bereits am Donnerstag hatte das "Handelsblatt" unter Berufung auf Unternehmens- und Branchenkreisen berichtet, dass der Gesellschafterrat von Merck grünes Licht für die Suche nach einem Käufer gegeben habe. Finanzkreisen zufolge könne der Konzern mit der Veräußerung deutlich mehr als vier Milliarden Euro erzielen.

Unabhängig von den Verkaufsüberlegungen plant Merck nach eigenen Angaben weiterhin eine Kapitalerhöhung von 2 bis 2,5 Milliarden Euro im ersten Quartal 2007. Am Donnerstag war spekuliert worden, ob diese durch die Veräußerung des Geschäftes mit Nachahmerprodukten geringer als ursprünglich geplant ausfallen könne. Merck finanziert den 10,6 Milliarden Euro teuren Kauf des Schweizer Biotechnologiekonzerns Serono vor allem über Kredite und hatte angekündigt, bis zu 2,5 Milliarden Euro durch eine Kapitalerhöhung refinanzieren zu wollen.

Konzentration auf Forschung und Entwicklung

Der Vorsitzende der Merck-Geschäftsleitung, Michael Römer, bezeichnete die Generika-Sparte des Unternehmens als "starkes Geschäft mit hervorragender Führung und guten Wachstumsperspektiven". Um das Potenzial voll zu nutzen und die Marktpräsenz zu stärken, bedürfe es jedoch weiterer Investitionen. "Vor dem Hintergrund der tief greifenden Veränderungen des Marktumfeldes überprüfen wir alternativ den Verkauf von Merck Generics an einen qualifizierten Käufer", sagte Römer. Anstatt in großem Umfang in Nachahmermedikamente zu investieren, könnten die Darmstädter sich stärker auf die Erforschung und Entwicklung neuer Medikamente konzentrieren. Diese Strategie hatte sich mit dem Zukauf des Biotech-Konzerns Serono bereits angedeutet. Mit der Übernahme durch Merck wollte sich eine außerordentliche Hauptversammlung von Serono in Lausanne befassen.

Merck Generics ist nach den Angaben die Nummer drei auf dem Weltmarkt für Nachahmermedikamente und verbuchte 2005 ein operatives Plus von 238 Millionen Euro. Die Sparte erzielte mit 5000 Mitarbeitern rund 1,8 Milliarden Euro Umsatz und damit fast ein Drittel der Konzernerlöse von 5,87 Milliarden Euro. (tso/dpa)

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