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Merckle-Imperium: Chef verzockt sich - Banken fordern Ratiopharm-Verkauf

Beim Pharmahersteller Ratiopharm machen sich nach Angaben der Muttergesellschaft VEM Vermögensverwaltung mehrere Banken massiv für einen Verkauf des Unternehmens stark. Viele Angestellte sehen allerdings nicht ein, warum sie für die Spekulationsverluste von Adolf Merckle geradestehen sollten.

Ein Verkauf des Pharmaherstellers Ratiopharm wird immer wahrscheinlicher. Nach Angaben der Muttergesellschaft VEM Vermögensverwaltung fordern inzwischen mehrere Banken den Verkauf des Unternehmens, damit der Merckle-Gruppe neue Gelder zufließen. Nachdem der Unternehmer Adolf Merckle bei Spekulationen einen dreistelligen Millionenbetrag verloren hatte, sollen derzeit rund 40 Banken an Gesprächen über die Stabilisierung des Firmenimperiums beteiligt sein. Auch die IG Bergbau, Chemie, Energie hält den Verkauf des Unternehmens inzwischen für relativ wahrscheinlich.

Die Banken drängten "massiv auf einen Verkauf der Ratiopharm oder anderer Beteiligungen", sagte VEM-Geschäftsführer Ludwig Merckle am Montag laut seinem Sprecher bei einer nicht-öffentlichen Betriebsversammlung im Ulm. Gewerkschaftssekretär Peter Stolhofer betonte, die Wahrscheinlichkeit für einen Verkauf habe sich nach dieser Rede Merckles deutlich erhöht. "Die Aussichten sind nicht so rosig, dass nicht verkauft wird", sagte er. Die Gewerkschaft halte das inzwischen sogar für eine gute Lösung. "Die Welt geht nicht unter, wenn Ratiopharm verkauft wird", sagte Stolhofer. Ein Verkauf dürfte aber keine Nachteile für die rund 5400 Ratiopharm-Mitarbeiter bringen.

Angestellte sind empört

Viele der rund 2000 Mitarbeiter bei der Betriebsversammlung zeigten hingegen keinerlei Verständnis für die Verkaufspläne. "Weshalb sollen wir geradestehen, wenn Merckle Geld verspielt", fragte eine 47-Jährige. Ein Kollege pflichtete bei: "Es ist unerhört, dass er uns jetzt verkaufen will. Bei uns läuft doch alles ganz gut."

Das operative Geschäft bei Ratiopharm laufe in der Tat gut, bestätigte der Vorsitzende der Geschäftsführung, Oliver Windholz. Der auf günstige Nachahmer-Medikamente (Generika) spezialisierte Pharmahersteller sei nicht von den Schwierigkeiten bei der Muttergesellschaft betroffen. Im Laufe dieses Jahres seien die Marktanteile in Deutschland und die Umsätze im Ausland weiter gesteigert worden. Zahlen nannte Windholz nicht.

LBBW sagt Hilfe zu

Adolf Merckle hatte bei Wetten mit VW-Aktien nach Angaben seines Unternehmens einen niedrigen dreistelligen Millionenbetrag verloren. Die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) hatte am vergangenen Donnerstag bereits finanzielle Hilfe zugesagt. Die Bankenkrise und die Turbulenzen auf den Finanzmärkten haben bei der VEM nach eigenen Angaben zu einer Liquiditätsverknappung geführt. Ludwig Merckle hatte schon vergangene Woche angekündigt, die VEM werde alle Optionen prüfen, wie Verbindlichkeiten reduziert werden könnten.

Die Merckle-Gruppe mit etwa 100.000 Mitarbeitern macht jährlich rund 30 Milliarden Euro Umsatz. Ratiopharm hat rund 5400 Mitarbeiter und erzielte zuletzt 1,8 Milliarden Euro Umsatz. (imo/dpa)

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