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Gut gelaunt. Bundeskanzlerin Angela Merkel möchte, dass die Hersteller bei ihren Entwicklungen einen langen Atem haben.

© dpa

Funkaustellung: Merkel eröffnet die Ifa

Bundeskanzlerin Angela Merkel eröffnet die Ifa. Ein paar Verbesserungsvorschläge hat sie noch.

Berlin - Das Galapublikum braucht zwei Sekunden um zu begreifen, dann protestiert es. Klaus Wowereit selbst hätte seinen Fehler sonst gar nicht bemerkt. Mit „Sehr geehrte Frau Bundespräsidentin“, hat Berlins Regierender Bürgermeister Angela Merkel bei der Eröffnungsgala der 50. Internationalen Funkausstellung begrüßt. Entschuldigend erkundigt sich Wowereit dann bei den 600 geladenen Gästen aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft: „Bundespräsidentin, das ist nicht so schlimm, oder?“ Die Bundeskanzlerin nimmt es mit einem Lachen. Sie werde auch nächstes Jahr wiederkommen, verspricht Merkel, „auch wenn der Regierende Bürgermeister mich offensichtlich los werden wollte“. Sie sei wie immer gern zur Eröffnung gekommen; dass die Ifa zum 50. Mal stattfindet, sei eine starke Angelegenheit.

Vom heutigen Freitag bis zum 8. September zeigen auf der weltweit größten Schau für Unterhaltungselektronik und Hausgeräte mehr als 1400 Aussteller auf rund 134 000 Quadratmetern ihre neuesten Produkte. 1924 fand die erste Schau statt, die damals noch Große Deutsche Funkausstellung hieß.

Es sei eine sehr weise Entscheidung gewesen, auch die Hausgeräte mit in der Messe zu integrieren, erklärt die Bundeskanzlerin den Galagästen. Dass die Geräte jetzt neudeutsch Homeappliances hießen, dürfe nicht über die Tatsache hinwegtäuschen, dass es sich um Kühlschränke, Herde, Waschmaschinen und Staubsauger handele. Die allerdings können immer mehr: Sie habe gehört, dass es bald Waschmaschinen geben soll, die dann waschen, wenn der Strom am günstigsten ist. „Hauptsache das ist nicht nachts um zwei“, meint die Bundeskanzlerin. Auch den Herd, der erkenne, wann das Essen gar ist, findet sie praktisch. Aber sie wolle in Zukunft auf keinen Fall vor dem Zubettgehen erst eine Stunde lang Hausgeräte programmieren müssen.

Merkel warnte angesichts der immer rasanteren technischen Entwicklung: „Man muss aufpassen, dass nicht die Tiefgründigkeit verloren geht.“ Es dürfe nicht passieren, dass Zuschauer in Zukunft schon nach 90 Minuten zu ermattet seien, um weitere Nachrichten aufzunehmen. Hier gebe es einen Bildungsauftrag. Auch sei die rechtliche Dimension neuer Entwicklungen – wie der Verknüpfung von Internet und Fernsehen – noch nicht überschaubar. Die Struktur des öffentlich-rechtlichen Fernsehens, die Beteiligung der 16 Länderparlamente, das alles stehe im Kontrast zum „freien weiten Internet“. „Das wird uns noch viel Kraft kosten, nicht nur Sie, die die technischen Neuerungen entwickeln, sondern auch uns, die wir die Gesetze machen müssen.“

Die Unternehmen rief Merkel auf, langfristig zu denken. „Sie können bestimmte Dinge nicht entwickeln, wenn sie nicht ein Stück weit den langen Atem haben.“ Und sie forderte die Firmen auf, sich stärker bemerkbar zu machen: „Die Finanzmärkte sind wichtig, aber sie dürfen nicht die alleinigen Treiber wirtschaftlicher Entwicklung sein.“ Dafür gab es Applaus aus dem Publikum.

Dort saßen neben den Vertretern der Industrie unter anderem auch die Sänger Jürgen Drews und Patrick Lindner, die Schauspielerinnen Mariella Ahrens, Maren Gilzer und Elke Sommer sowie Harald Glööckler. Der Modedesigner stellt selbst auf der Ifa aus: Auf dem roten Teppich vor dem Eingang präsentierte er den Fernsehkameras die von ihm designte schwarze Schutzhülle mit Glitzersteinen für das iPhone. „Sie hat hinten ein Reißverschluss-Täschchen für die Kreditkarte“, erklärt er. „Mehr braucht man nicht.“ Jürgen Drews, nach seinem Verhältnis zu Technik befragt, erzählt den Fernsehreporter, dass er zuhause einen Apple-Rechner hat und sich mit Studiotechnik gut auskennt. „Aber googlen kannst du nicht“, verrät seine Frau Ramona. Das müsse sie immer für ihn machen. Patrick Lindner gibt zu, dass er nicht weiß, was zum Beispiel IPTV oder Streaming ist. „Ganz ehrlich“, sagt er. „Ich muss auch erst auf die Funkausstellung gehen, um mich zu informieren.“ In Sachen Internet müsse er einiges aufholen. Aber auch eine Waschmaschine zu bedienen, falle ihm schwer. Mariella Ahrens hat damit kein Problem. Sie verstehe nur nicht, warum sie eine Waschmaschine programmieren solle, damit sie nachts wäscht. Da ist sie ganz einer Meinung mit der Bundeskanzlerin.

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