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Merkel-Kritik: Südländer sollten länger arbeiten

Was Angela Merkel am Dienstag vor CDU-Anhängern im nordrhein-westfälischen Meschede sagte, klang wie die politische Begleitmusik zum Hickhack um die Milliardenhilfen für Griechenland, Irland und Portugal. Vor allem die südlichen Euro-Länder bekamen ihr Fett weg.

Berlin - Nicht jeder blickt noch vollends durch bei der komplizierten Debatte um EFSF (der aktuelle Rettungsschirm für klamme Euro-Staaten), ESM (der ab 2013 gültige Krisenfonds) oder eine „sanfte Umschuldung“ (ist für Griechenland im Gespräch). Aber die Forderung, die Merkel auf dem Parteiabend erhob, verstand jeder: „Wir können nicht eine Währung haben, und der eine kriegt ganz viel Urlaub und der andere ganz wenig.“ Berlin sei zur Hilfe für notleidende Euro-Staaten bereit, kündigte die Kanzlerin an, „aber Deutschland hilft nur dann, wenn sich die anderen wirklich anstrengen, und das muss nachgewiesen werden“.

Vor allem die südlichen Euro-Länder bekamen ihr Fett weg. Nach Ansicht der CDU-Chefin lasse sich die Euro-Krise nicht allein dadurch lösen, dass die betroffenen Staaten keine Schulden mehr machen. „Es geht auch darum, dass man in Ländern wie Griechenland, Spanien, Portugal nicht früher in Rente gehen kann als in Deutschland, sondern dass alle sich auch ein wenig gleich anstrengen.“

Mit ihrer Kritik an den vermeintlichen Schlendrianen im Süden nimmt Merkel einen Faden wieder auf, den sie im März fallengelassen hatte. Damals hatten sich die Euro-Länder zu einer stärkeren Abstimmung bei der Sozial- und Finanzpolitik verpflichtet. Beim „Euro-Plus-Pakt“ herrscht aber das Prinzip der Freiwilligkeit. Daran erinnerte auch der FDP-Europaabgeordnete Alexander Alvaro. Zwar seien gemeinsame Korridore unter den Euro-Staaten etwa beim Renteneintrittsalter sinnvoll, sagte er dem Tagesspiegel. „Aber wir können natürlich nicht in Portugal Politik machen“, meinte der EU-Abgeordnete, der über die deutsche und die portugiesische Staatsbürgerschaft verfügt.

Ein Blick auf die Zahlen des Statistikamts Eurostat zeigt, dass Merkel mit ihrer Kritik nicht komplett richtig liegt. Danach gingen Spanier 2009 später in Rente als Deutsche – mit 62,3 Jahren. Die Deutschen schieden mit 62,2 Jahren aus dem Erwerbsleben aus.

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