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Messe: Cebit besser belegt als befürchtet

Arnold Schwarzenegger eröffnet die Hightech-Messe Cebit – angesichts der Krise ist die Zahl der Aussteller um ein Viertel gesunken. Doch man hatte Schlimmeres erwartet.

Für ihre Partys war die Cebit immer berühmt. Doch in Feierlaune sind die Aussteller der Hightechmesse derzeit nicht. So muss Arnold Schwarzenegger, Gouverneur von Kalifornien, in diesem Jahr bei der Eröffnung für Aufmerksamkeit sorgen, auch wenn er nicht gerade als IT-Spezialist gilt. Er kommt, weil Kalifornien Partnerland der Messe in Hannover ist. Sie startet am Dienstag mit 4300 Ausstellern aus 69 Ländern – das ist gut ein Viertel weniger als 2008 und etwa so viel wie 1990. Umweltfreundliche Informationstechnik, Green-IT, die sozialen Netzwerke im Internet und Webciety – das sind die großen Trends auf der Cebit.

„Die Messe ist angesichts der Konjunkturkrise besser belegt, als wir befürchten mussten“, sagte der Hauptgeschäftsführer des Hightech- Verbandes Bitkom, Bernhard Rohleder, dieser Zeitung. Und sie habe trotz der sinkenden Ausstellerzahlen eher an Bedeutung gewonnen – auch weil andere Messen wie etwa die Systems in München aufgegeben haben. Die Cebit ist im Bereich Informations- und Kommunikationstechnik mit Abstand die größte Messe – auch wenn weniger Besucher kommen. „Das ist für die Aussteller nicht entscheidend. Wichtig ist, wer welches Projekt in der Tasche hat.“

Im vergangenen Jahr sind dem Bitkom zufolge Aufträge für 14 Milliarden Euro auf der Cebit verhandelt oder geschrieben worden. Und der Verband erwartet, dass es 2009 nicht weniger sein werden. „In unseren Umfragen sehen wir keinen Einbruch“, sagte Rohleder. „Wir werden bei den Aufträgen voraussichtlich bei einer schwarzen Null herauskommen.“

Webciety ist ein Trend, den die Krise nicht berührt

Der Hightech-Verband, der seine Jahresprognose für die Branche bereits im Januar reduziert hat, sieht derzeit eine allmähliche Stabilisierung der Lage. „Man kann jetzt schon sagen, dass die Kurve abflacht und der Trend nicht mehr steil nach unten geht“, sagte Rohleder. Für das Gesamtjahr prognostiziert der Bitkom einen Umsatz auf Vorjahresniveau. 2008 setzte die Branche 144 Milliarden Euro um.

Umweltfreundliche Informations- und Kommunikationstechnik werden in diesem Jahr auf der Cebit einen noch größeren Raum einnehmen als bereits 2008. Dabei geht es zum einen um Technik wie Rechner und Bildschirme, die weniger Energie verbrauchen. „Es geht aber auch darum, durch den verstärkten Einsatz von IT-Technik Geschäftsprozesse zu optimieren und so zu einem grüneren Unternehmen zu werden“, sagte Rohleder. Als Beispiel nennt er Videokonferenzsysteme. „Der Markt explodiert trotz oder vielleicht gerade wegen der Krise“, findet er. „Die Unternehmen stellen schnell fest, dass sie dadurch ihre Reisekosten enorm reduzieren können.“

Webciety ist ein weiterer Trend, der sich von der Krise unberührt zeigt: „Die digitalen Plattformen im Netz sind für viele Menschen ein fester Bestandteil in ihrem Leben geworden. Der Trend ist überwältigend“, sagt der Bitkom-Geschäftsführer. Dabei werden Kontakte in den Netzwerken nicht nur auf privater Ebene geknüpft. Auch für Firmen böten die Plattformen Chancen. Auf der Cebit wird der Bitkom eine Studie zur Webciety vorstellen. Demnach ist der durchschnittliche Internetnutzer 138 Minuten am Tag im Netz aktiv. Rohleder: „Bei Jugendlichen hat das Internet das Fernsehen als Medium Nummer eins bereits abgelöst.“

IT-Anwender, nicht Unterhaltungselektronik

Computer und Betriebssysteme werden jedenfalls nicht im Zentrum stehen. Das glaubt auch IT-Experte Holger Röder von der Unternehmensberatung A. T. Kearney. „Jetzt steht alles unter dem Aspekt: Kosten senken.“ So werde Outsourcing, die Auslagerung von Prozessen an Dienstleister, ein Thema sein. Bei den gebeutelten Banken zum Beispiel sei die Informationstechnik ein großer Kostenblock. „Die Lösung sind transaktionsbasierte Geschäftsmodelle, die sich dem Geschäftsverlauf anpassen“, sagte Röder. „Das ist die Chance für die IT-Serviceindustrie.“

In den vergangenen Jahren hat sich die Cebit immer mehr zu einer Messe für professionelle IT-Anwender entwickelt. Die Hersteller von Unterhaltungselektronik fühlen sich auf der Ifa, die im September in Berlin stattfindet, besser aufgehoben. Und die Handybranche versammelt sich jedes Jahr schon vor der Cebit auf ihrem Branchentreff in Barcelona. Im Bereich der Telekommunikation erwartet daher Axel Freyberg, Telekommunikationsexperte bei A. T. Kearney, keine großen Ankündigungen. Allein das Thema Breitband, also die Versorgung mit schnellen Internetanschlüssen, dürfte wichtig werden. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sagte am Samstag in ihrer wöchentlichen Videobotschaft, bis Ende 2010 sollen alle deutschen Haushalte Zugang zu einem schnellen Internetanschluss haben.

Spannende Innovationen sieht IT-Experte Röder dagegen im Bereich der Software, die Produkte intelligenter macht. „Embedded Systems“ heißt diese Software, die in Autos, Maschinen oder Haushaltsprodukten eingebaut ist. Hier sei Deutschland wegen seiner Rolle in Autoindustrie und Maschinenbau stark. Und dass Kalifornien in diesem Jahr Partnerland ist, begrüßt Röder. „Es ist immer interessant zu sehen, was von dort kommt“, sagt er. „Kalifornien ist immer noch der Thinktank der Industrie.“

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