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Merkel IAA

© ddp

Messerundgang: Merkel gibt sich grün auf der IAA

An Spritfressern vorbei steuerte Bundeskanzlerin Merkel bei ihrem IAA-Rundgang zielgerichtet auf die kleinen, schadstoffarmen Modelle zu. Neben mediengerechten Bildern machte sie auch Druck auf die deutschen Hersteller, die vornehmlich Luxuswagen bauen.

Angela Merkel ist auch auf der Automesse IAA um die Umwelt bemüht: Statt in Sportwagen und Spritfressern nimmt die Bundeskanzlerin Platz in kleinen, schadstoffarmen Autos Platz, bei ihrem Besuch der Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) in Frankfurt. Zwar lobt die CDU-Chefin die Anstrengungen der Autoindustrie, in Sachen Klimaschutz aufzuholen. Doch manchen Seitenhieb auf die Konzerne, denen die internationale Konkurrenz jahrelang beim Umweltschutz davongefahren war, kann sich die ehemalige Bundesumweltministerin nicht verkneifen.

"Wenn man sich ein paar Jahre nicht gekümmert hat, kann man es nicht von einem auf den anderen Tag aufholen", schreibt Merkel Audi-Chef Rupert Stadler ins Stammbuch, der ihr die neue Hybrid-Technik der Ingolstädter vorführt. Der japanische Hersteller Toyota feierte auf der diesjährigen IAA zehn Jahre Serienproduktion des Hybrid, der mit einer Kombination aus Elektro- und Verbrennungsmotor als besonders umweltfreundlich gilt. Hybrid-Autos aus deutscher Produktion werden nach Angaben der Hersteller frühestens im nächsten Jahr zu kaufen sein. Merkel bescheinigt den deutschen Herstellern aber zumindest "großes Selbstbewusstsein, dass selbst da wo wir noch was nachzuholen haben, das schaffen".

Schon bei der Eröffnungsfeier mit der Kanzlerin haben die geladenen Gäste und Journalisten den Eindruck, auf einer Familien- oder Umweltmesse statt auf der weltgrößten Automobilschau zu sein: Ein Film der Autoindustrie zeigt spielende Kinder unter Apfelbäumen auf grünen Feldern, die bunte Raupen und Fische mit Rädern malen. Die Natur inspiriert die Autodesigner und die Industrie kümmert sich um die Umwelt - so die Botschaft. Draußen vor der Tür demonstrieren derweil Umweltschützer von Greenpeace mit rosa besprühten Autos, denen sie Schweine-Ohren und Ringelschwänzchen angeklebt haben - aus dem Auspuff dieser "Umweltschweine" kommen überdimensionale schwarze CO2-Wolken.

Hektische Bemühungen im Klimaschutz

Ihr Bemühen um die Verringerung des Klimakillers Kohlendioxid (CO2) präsentieren alle Hersteller und Zulieferer, die Merkel besucht. Bei Opel nimmt sie im Elektrofahrzeug Flextreme Platz ("Wunderbar."). Beim französischen Konkurrenten Peugeot bestaunt sie ein Hybrid-Fahrzeug ("Ich kann leider kein Französisch.") und bekommt eine Pfeffermühle geschenkt. Einen Audi mit 5,5 Litern Verbrauch findet die Kanzlerin "schon sehr beeindruckend" - und muss sich von Audi-Chef Stadler verbessern lassen: "Ich würde sagen: Das ist eine Top-Ingenieursleistung." "Ist da ein Hybrid-Anteil drin?", kontert die Kanzlerin.

In der Halle von DaimlerChrysler lässt sich Merkel zwar die Oberklasse erklären, nimmt dann aber doch Platz im Kleinwagen smart. DaimlerChrysler-Chef Dieter Zetsche nimmt es gelassen: "Auch die Bundeskanzlerin ist eine Politikerin. Und zurzeit ist es wahrscheinlich kleidsamer, in einem Smart als in einer S-Klasse zu sitzen oder entsprechend einem anderen Oberklasse-Fahrzeug. Das ist völlig o.k." Zetsches Kollege von Volkswagen, Martin Winterkorn, dagegen fällt vor der Kanzlerin auf die Knie - damit die Fotografen sie beim Probesitzen in der Studie des 3-Liter-Autos Up besser ins Visier nehmen können.

Merkel fährt Golf

Im Detail interessieren Merkel vor allem Verbrauch und Antriebstechnik. Bei einem Hybrid-Modell will sie wissen, ob man damit "an die Steckdose muss": "Wenn man das auf der Autobahn fährt, lädt sich die Batterie dann ganz wieder auf oder muss man nachladen?", fragt die Physikerin Merkel ("Ich bin eine leidenschaftliche Technikerin.") In ihrem Schlusswort in einer überfüllten Messehalle sagt sie: "Mein Verhältnis zum Automobil ist, dass es zweckmäßig sein muss und auf der anderen Seite auch schön." Privat sei sie Golf-Fahrerin - "und davon habe ich mich auch noch nicht verabschiedet".

Die Bundeskanzlerin und der Chef des Automobilverbandes VDA, Matthias Wissmann, geben sich kumpelhaft. "Die Bundeskanzlerin hat ein Ohr für die Anliegen der Auto-Industrie", bescheinigt Wissmann seiner Parteifreundin. Merkel revanchiert sich und spricht von "riesigen Fortschritten", die die Autoindustrie in punkto Umweltschutz quer durch alle Segmente geschafft habe. (mit dpa)

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