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Warnstreiks_dpa

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Metaller: Optimistische Stimmung bei Streikenden

In zahlreichen Bundesländern haben Beschäftigte in der Metallindustrie in der Nacht die Arbeit niedergelegt. Zuvor hatte die IG Metall das Arbeitgeberangebot von 2,9 Prozent Lohnzuwachs ausgeschlagen. Die Stimmung unter den streikenden Metallern ist bislang dennoch positiv.

Am Auftakt der Warnstreiks in der Metallindustrie haben sich in der Nacht zu Samstag bundesweit rund 8000 Beschäftigte beteiligt. Allein im Audi-Werk Ingolstadt legten 4000 Mitarbeiter kurzzeitig die Arbeit nieder, wie die IG Metall in Frankfurt am Main mitteilte. Arbeitsniederlegungen und Kundgebungen gab es auch bei vielen anderen Unternehmen in ganz Deutschland, etwa bei den Osram-Werken in Berlin-Spandau oder bei Johnson Controls in Niedersachen. Die IG Metall, die acht Prozent mehr Gehalt fordert, wies das Arbeitgeberangebot von 2,9 Prozent als unzureichend zurück. Gesamtmetall-Chef Martin Kannegiesser verteidigte die Offerte.

Die Warnstreiks hatten nach Ablauf der Friedenspflicht in der Nacht zum Samstag begonnen. Bei Audi sprach Johann Horn von der IG Metall in Ingolstadt von sehr guter Stimmung unter den Streikenden. Bei Osram in Spandau traten 200 Beschäftigte der Nachtschicht und etwa 150 Vertrauensleute anderer Berliner Betriebe in einen auf 90 Minuten angesetzten Warnstreik, wie ein Vertreter der IG Metall Berlin-Brandenburg-Sachsen mitteilte. In Hannover zogen nach Gewekschaftsangaben rund 100 Beschäftigte der Nachtschicht des Batterieherstellers Johnson Controls vor das Werkstor.

Wetzel: "Minus-Angebot ist eine Beleidigung"

Bei einer IG-Metall-Veranstaltung in Bergedorf sagte Gewerkschaftsvize Detlef Wetzel: "Dieses Minus-Angebot ist eine Beleidigung." Es erkenne weder die Leistung der Menschen an noch gleiche es die Preissteigerungen aus. "Auf dieser Basis ist eine schnelle Einigung nicht möglich", fügte der stellvertretende IG-Metall-Chef hinzu. Niedersachsens IG-Metall-Chef Hartmut Meine erklärte: "Wir sind nicht verantwortlich für die Finanzmarktkrise und auch nicht bereit, die Zockerei der Finanzjongleure auszubaden." Bei Essex und Nexans in Bramsche legten nach Gewerkschaftsangaben rund 80 Beschäftigte die Arbeit nieder.

Bei Rasselstein in Andernach warf IG-Metall-Vorstandsmitglied Helga Schwitzer den Arbeitgebern vor, sie nutzten die Finanzmarktkrise aus. Der Vorschlag der Arbeitgeber sieht konkret 2,1 Prozent mehr Lohn zum 1. Januar sowie eine Einmalzahlung von maximal 0,8 Prozent eines Jahreseinkommens für November und Dezember vor.

Warnung vor Folgen von Warnstreiks

Der Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall, Ulrich Brocker, kritisierte angesichts des Konjunktureinbruchs das Festhalten der Gewerkschaft an einem Lohnplus von acht Prozent. Die IG Metall habe diese Forderung zu früh festgelegt und dann nicht der veränderten Realität angepasst, sagte Brocker in der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung" vom Samstag. Wenn möglichst viele der im Aufschwung geschaffenen 250.000 neuen Arbeitsplätze über die Krise gerettet werden sollten, müsse "die Lohnsteigerung niedriger ausfallen als beim letzten Mal".

Gesamtmetall-Präsident Martin Kannegiesser warnte unterdessen vor den Folgen von Warnstreiks. Wenn diese an der Schwelle zu regulären Streiks stünden, könnten sie schwere Schäden anrichten, sagte er der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". "Dann werden Termine nicht eingehalten und Kundenbeziehungen erschwert." Dabei zählten Pünktlichkeit und Verlässlichkeit zu den "Hauptunterscheidungsmerkmalen" gegenüber Mitbewerbern. (sba/AFP)

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