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Wirtschaft: Metaller verschärfen den Tarifkonflikt

Tausende Beschäftigte in Warnstreiks – auch Porsche-Belegschaft will am Dienstag die Arbeit niederlegen

Hannover (dpa). Trotz anhaltender Warnstreiks in der Metall und Elektroindustrie bleiben die Fronten im Tarifkonflikt verhärtet. Auch bei der vierten Verhandlungsrunde in Niedersachsen gab es am Montag keine Annäherung. Die Gespräche wurden nach drei Stunden auf den 19. Februar vertagt. Der Vorstand der IG Metall will an diesem Dienstag über das weitere Vorgehen beraten, bevor die Gespräche am Mittwoch in Baden-Württemberg in die sechste Runde gehen. Gleichzeitig sollen die Warnstreiks fortgesetzt werden. Unterdessen bahnt sich für Mittwoch ein Spitzentreffen im Tarifkonflikt an.

Die IG Metall fordert für die bundesweit knapp 3,5 Millionen Beschäftigten der Branche vier Prozent mehr Lohn und Gehalt für zwölf Monate. Die Arbeitgeber haben bislang Einkommenserhöhungen von zwei Mal 1,2 Prozent bei einer Laufzeit von 27 Monaten angeboten, diese aber an Öffnungsklauseln für längere Arbeitszeiten geknüpft.

Am Montag ließen 6000 Beschäftigte bei Audi in Neckarsulm die Arbeit für kurze Zeit ruhen. Beim Kfz-Automatikgetriebehersteller ZF in Saarbrücken traten 2000 Arbeitnehmer in einen Warnstreik. Auch in mehreren Betrieben in Berlin, bei Daimler-Chrysler in Düsseldorf und bei der Aker Ostsee Werft in Wismar gab es Proteste.

Spitzentreffen am Mittwoch möglich

„Längere Arbeitszeiten machen Kostensenkungen möglich. Das bringt Aufträge und sichert Arbeitsplätze, ohne die Einkommen der Mitarbeiter zu kürzen“, warb der Arbeitgeberverband Gesamtmetall in neuen Flugblättern an die Betriebe der Metall- und Elektroindustrie für seine Forderung.

IG-Metall-Vize Berthold Huber wies die Behauptung der Arbeitgeber, eine Verlängerung der Arbeitszeit auf bis zu 40 Wochenstunden würde 100 000 Arbeitsplätze bringen, als „unseriöse Finte im Tarifstreit“ zurück. Gesamtmetall-Präsident Martin Kannegiesser setze in Wahrheit auf einen wirtschaftlichen Aufschwung, der alleine zusätzliche Beschäftigung bringe, sagte Huber der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ vom Montag. Ein Sprecher der IG Metall in Hannover sagte, die Fronten seien „wie nie zuvor“ verhärtet. Die Gewerkschaft befasse sich „gedanklich damit, einen Streik vorzubereiten“.

Ein Sprecher des Arbeitgeberverbandes bestätigte, bei den Tarifverhandlungen habe es keine Fortschritte gegeben. Am Dienstag sind weitere Warnstreiks in mehreren Bundesländern geplant. Die IG Metall hat unter anderem Beschäftigte des Ford-Werks in Saarlouis zu Arbeitsniederlegungen aufgerufen. Nach Angaben der Stuttgarter IG Metall sollen neben der Heidelberger Druck in Wiesloch auch John Deere in Mannheim und Porsche in Zuffenhausen bestreikt werden.

Unter dem Druck anhaltender Warnstreiks bahnt sich unterdessen ein Spitzentreffen an. Bei der sechsten Verhandlungsrunde am Mittwoch im Pilotbezirk Baden-Württemberg werde in Pforzheim auch der Gesamtmetall-Vorstand vor Ort sein, sagte der Sprecher von Südwestmetall, Hubert Engemann, in Stuttgart. „Wir gehen davon aus, dass auch ein Vorstandsmitglied der IG Metall anwesend sein wird“, sagte der IG Metall-Sprecher Baden-Württemberg, Frank Stroh. Die Gewerkschaftsspitze in Frankfurt (Main) wollte ein Treffen zwischen Gesamtmetall-Präsident Martin Kannegiesser und IG Metall-Chef Jürgen Peters zunächst nicht bestätigen. Beide Seiten sprachen mit Blick auf den Mittwoch von einer wichtigen Verhandlungsrunde.

Bei der IG Metall kommt der Vorstand am Dienstag in Frankfurt zu einer turnusmäßigen Sitzung zusammen. Dabei werde es auch um die Bewertung der bisherigen Verhandlungsrunden im Tarifstreit gehen, sagte eine IG-Metall-Sprecherin. Urabstimmungen für einen regulären Streik seien aber noch kein Thema.

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